Deutsche und französische Kultur im Elsass/091

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Deutsche und französische Kultur im Elsass
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[090]
Nächste Seite>>>
[092]
Kultur elsass.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Bildunterschrift:
CH. SPINDLER: Bäuerin aus Geudertheim.

Autorität, bei starken als Hingabe von Person und Leben für das erstrebte Ziel oder die erkannte Wahrheit.

So zeigt jede der beiden grossen nationalen Kulturen einen einheitlichen, alle ihre Bestandteile durchdringenden Zug, der die nationale Bedingtheit aller Kulturelemente deutlich erweist. Eine Erklärung dieser nationalen Grundzüge der beiden Kulturen kann hier nicht gegeben werden, denn das hiesse die Kulturgeschichte Frankreichs und Deutschlands schreiben. Wir müssen uns auf die Darlegung einiger Anhaltspunkte zur Beurteilung der beiden Kulturen in der Gegenwart beschränken. Sicher ist die französische Kultur viel älter als die deutsche. Sie knüpft in vielen Beziehungen unmittelbar an die antike Kultur an, von der sie viele Bestandteile unversehrt bis heute bewahrt hat. Sie ist harmonischer durchgebildet als die deutsche Kultur, denn sie hat keine so ganz zurückgebliebenen Bestandteile, wie sie die deutsche Kultur in der atrophisch gewordenen Sinnenkultur besitzt. Sie hat eben in ihrer Entwickelung weniger unter ungünstigen Einflüssen zu leiden gehabt als die deutsche Kultur. Da sie den Einzelmenschen zum Ausgangs- und Endpunkt hat, ist sie dem Individuum freundlicher als die deutsche Kultur. Sie wird auch von Fremden gerne angenommen, und diese Freundlichkeit gegen den Menschen ist wohl auch der tiefste Grund, weshalb sie der Elsässer so rasch rezipiert hat und sich so schwer von ihr trennt.

Die deutsche Kultur ist jünger als die französische, sie erfreut sich nicht eines gleich reichen Erbes aus der antiken Welt. Auch hat sich ihre spätere Entwickelung unter sehr ungünstigen Einflüssen und vielen Hemmnissen

Bildunterschrift:
A. KOERTTGÉ: Erker, Schneidergraben 3 in Strassburg.