Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/249

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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da kommen sollten. In der Stubenthüre war eine Glasscheibe, durch welche ich, da gerade der Mond schien, deutlich sehen konnte, was auf dem Gange vor der Thüre vorging. In der Geister­stunde hörte ich nun auch wirklich den Poltergeist und zwar zuerst auf dem Speicher gerade über mir, wo er schwere Ketten hin und her schleifte. Er klirrte und rasselte ziemlich lange und für mich, da ich mich doch allein fühlte, so entsetzlich, daß es mich bei dem Kettengerassel eiskalt überlief. Der Lärm mit den Ketten kam immer näher, bald auch über die Speichertreppe herab, welche dicht an unserem Zimmer vorüberführte, und dann auf den Gang, auf welchem ich alle Gegenstände, aber so sehr ich auch meine Augen anstrengte, keine Ketten sehen konnte. Doch hörte ich dieselben deutlich über den ganzen Gang hin und auch noch die untere Treppe hinab­schleifen, und dann hörte ich noch in der Hausflur einen Schall oder Fall, als habe man einen Arm voll klein gescheitertes Holz hingeworfen. Hierauf trat wieder Todtenstille ein, und der ganze Spuk hatte ein Ende.

Ganz genau so, wie ich ihn gehört und Ihnen eben erzählt habe, hatte mir ihn auch Röhrig vorausgesagt. Weil ich dieses selbst erfahren habe, glaube ich Ihnen auch die Spuk­geschichten, die sie mir vorhin erzählt haben.“

So sprach zu mir der allgemein verehrte Kirchenrath Dr. Engel, den Niemand im Verdachte des Aberglaubens oder der Unwissenheit hatte. —

Zehntes Beispiel.

Dieses erzählte der Superintendent Bechtold von Gießen seinen Zuhörern im College also: „Gegen Mitternacht klopfte es einmal stark an mein Hofthor. Als die Magd dasselbe öffnen wollte, sahe sie Niemand. Bald darauf klopfte es noch stärker an dasselbe, und da die Magd wieder Niemand sahe, berichtete sie diese Seltsamkeit meiner Frau, und diese zeigte sie mir mit dem Bemerken an, daß wohl Jemand nach mir verlangen müsse, und solches durch dieses wiederholte, unerklärbare Klopfen anzeige. Ich verwies ihr diesen Aberglauben, und suchte ihr philosophisch zu demonstriren, daß eine solche Anzeige eine reine Unmöglichkeit sei. Sie blieb jedoch bei ihrer Meinung, und während ich sie deswegen mit noch stärkeren Gründen der Philosophie ad absurdum führen wollte, klopfte es dreimal stark an meine Bettlade.

Da, meine Herrn, fiel mir meine ganze Philosophie in den Dreck! Am andern Morgen zeigte mir Jemand eine Leiche an, und sagte, der Verstorbene habe noch um Mitternacht sehr nach mir verlangt und gerne das h. Abendmahl von mir haben wollen. Er habe aber demselben vorgestellt, daß man mich doch nicht mitten in der Nacht im Schlafe stören dürfe, und er sich gedulden möge, bis es Tag würde; derselbe habe aber den Morgen nicht erlebt.“ — Dieses hat mein Vater aus dem Munde des Superintendenten Bechthold gehört und mir wortgetreu mitgetheilt. —

Elftes Beispiel.

Mein Großvater Johann Konrad Rühl war in den 1790er Jahren von Schotten nach Amsterdam verreist. Mein Vater, damals Rector in Schotten, meine Mutter, seine damalige Geliebte, und ihre Mutter saßen eines Winterabends in meines Großvaters Hause in traulichem Gespräche zusammen, als sie in der Küche einen Fall hörten, als habe man einen Arm voll klein gescheitertes Holz hingeworfen. Sie gingen schnell in die Küche, sahen aber kein hingeworfenes Holz. Da sprach meine Großmutter zu meiner Mutter: „Ach, gewiß hat sich Dein Vater an­gezeigt! Wenn ihm nur kein Unglück zugestoßen ist!“ — Als mein Großvater wieder nach Hause kam, fragten sie ihn, wo er an jenem Abend zwischen 10 und 11 Uhr gewesen sei; da antwortete er: „Da lag ich in einer eiskalten Stube, zitterte im Bette vor Frost und dachte: Ach, wenn Du doch zu Hause in Deiner warmen Küche wärest, wo Deine Frau das Holz hinwirft!“ —

Dieses habe ich oft aus dem Munde meiner lieben Aeltern gehört. —