Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/247
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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer | |
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Als noch zu Käthchens Lebzeit eines Abends die Familie des Pächters Meyer in unserer Wohnstube zum Kaffee bei uns und in der oberen Etage Niemand war, hörten wir bei lebhafter Unterhaltung doch Alle, daß die Eckstubenthür im oberen Stockwerke laut zugeschlagen wurde. Meyer sprach sogleich zu mir: Aber, Herr Pfarrer, an Ihrer Stelle würde ich doch das einmal genau untersuchen! Kommen Sie, Herr Meyer, sagte ich, wir wollen's sogleich gemeinschaftlich untersuchen! Die ganze Gesellschaft eilte sofort mit einigen Lichtern an die erwähnte Thür, fand sie zugemacht, öffnete sie, und entdeckte weder in der Stube, noch im ganzen Hause Jemand, der die Thüre hätte zuschlagen können. Auch ein Thier konnte es nicht gethan haben und eben so wenig der Wind, weil kein Fenster offen stand.
Nun, Herr Meyer, sprach ich, soll ich denn nun immer herauf laufen und untersuchen, wenn ich unten diese Thüre wieder zuschlagen höre? Nein, das will ich Ihnen nun nicht mehr zumuthen, sagte er, und ich erwiderte: Ich thue es auch nicht, weil wir das schon gar oft gehört, aber noch nie eine natürliche Ursache davon entdeckt haben. —
So lange meine Aeltern in Crainfeld lebten, besuchte ich sie alljährlich auf 8—14 Tage, und ließ während meiner Abwesenheit den Schullehrer Köhler im Pfarrhause schlafen. Dieß war schon öfter geschehen und dem Schullehrer war dabei nichts Außerordentliches begegnet. Als ich jedoch wieder einmal von Crainfeld zurückkehrte, sprach er: Aber, Herr Pfarrer, dießmal ist mir in Ihrem Hause etwas passirt, was mir sonst in meinem ganzen Leben noch nicht passirt ist! Und was denn? frug ich. Da sprach er: Es wollte mir einmal in der Nacht mit Gewalt die Bettdecke nehmen; ich trat sie aber mit den Füßen so fest unten an das Bettbrett, und hielt sie auch oben mit beiden Händen so fest, daß ich sie nach langem Hin- und Herzerren doch siegreich behauptet und auf mir behalten habe.
Da Köhler ehemals Soldat und weder ein Hasenfuß, noch ein Aufschneider war, so glaubte ich ihm, und zwar um so mehr, weil ich mich erinnerte an ein
Die Frau Hofräthin Arnoldi von Lich hatte mir nämlich schon früher erzählt, daß ihr in derselben Kammer auch einmal dasselbe und zwar mit noch größerem Erfolge begegnet sei.
Ich lag — so erzählte sie mir — einmal in dieser Kammer im Bette, und konnte wegen eines Gedankens, der mich unablässig verfolgte, nicht einschlafen. Ich hörte es auf dem Thurme zwei Uhr schlagen, und war noch immer hell wach. Das sage ich Ihnen nur, damit Sie mir, wie die jüngeren Herrn Theologen gerne thun, die ganze Geschichte nicht für einen Traum erklären! Also, ich war um 2 Uhr noch hell wach, da wurde mir die Bettdecke rasch abgezogen und da, in diese Ecke am Fenster, hingeworfen. Als ich sie hier mit den Worten unterbrach: Da werden Sie gewiß in große Angst gerathen sein? fuhr sie fort: Nein, ich hatte gar keine Angst, aber einen desto größeren Zorn, in welchem ich aus dem Bette sprang und mir meine Decke wieder holte, die ich nun auch ruhig auf mir behielt.
Das war kein Traum, sondern ist, auf meine Ehre, so gewiß wahr, als wir beide hier neben einander auf dem Canapé sitzen. —
In derselben Kammer schlief ich als Junggesell im Jahre 1828, und war ganz allein im Hause, als ich in einer Mitternacht durch ein dreimaliges und so starkes Pochen am Fenster, als wäre es mit der Faust geschehen, aufgeweckt wurde. In dem Gedanken, es wolle mir Jemand