Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/244

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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auf der Universität von meinem intimsten Freunde trennen mußte, gaben wir uns gegenseitig das feste Versprechen, daß derjenige von uns, welcher zuerst sterben würde, wo möglich dem andern seinen Tod sogleich selbst anzeigen wolle. Als ich nun eben vor die Thüre trat, stand jener treue Freund so lange vor mir, bis ich ihn genau wieder erkannt hatte, und dann war er verschwunden. —

In einer der folgenden Collegstunden, die mein Vater ebenfalls besuchte, machte er auch seinen Zuhörern bekannt, daß sein Freund wirklich in jener Stunde seiner Erscheinung aus diesem Leben geschieden sei. —

Vierte Erscheinung.

Eine Freundin der ehemaligen Frau Pfarrerin Schuchard in Burkhards erzählte derselben: „Ich hatte meine beste Freundin Albertine so lange nicht gesehen, daß ich ein wahres Heimweh nach ihr hatte. Als ich nun eben einmal am Fenster saß, sahe ich dieselbe mit schnellen Schritten auf unser Haus zu kommen. In der größten Freude lief ich ihr entgegen, sahe sie schon mitten auf der Treppe und mit offenen Armen und dem Ausrufe: „Albertine! Albertine!“ wollte ich ihr eben um den Hals fallen; da war sie in demselben Augenblicke mir entschwunden, und leider auch, wie ich nachher erfuhr, für immer aus dieser Welt.“ —

IV.

Todesanzeigen durch blindlings gegriffene Bibelstellen.

Erste Anzeige.

Diese gebe ich hier so wieder, wie ich sie im Jahre 1837 niedergeschrieben habe.

Schon verzweifelte ich an meines Käthchens Genesung,
Trotz dem ärztlichen Trost fürchtete doch ich den Tod,
Niemand gab mir zuletzt Gewißheit, die ich verlangte,
Und kein Sterblicher war selber des Ausgangs gewiß,
Nirgend fand ich die Ruhe, die aus der Seele entflohen;
Einer, dachte ich, weiß, wie er es selber beschloß,
Gehe und frage ihn selbst, er könnte es leicht dir entdecken,
Nimm sein heiliges Wort, schlage vertrauend es auf,
Und die Stelle, die dann dein rechter Daumen gegriffen,
Sei dir Gottes Bescheid auf die entsetzliche Frag'!
Zitternd faßte die Hand, als hätte sie Mord zu begehen,
Jetzt das göttliche Buch, aufgeschlagen nun war's,
Und die Stelle, die mir der rechte Daumen bemerkte,
Findest Du Lucä 10, 9, wo Du lesen sie kannst!
Wie des Meisters Befehl die siebzig Jünger zu nehmen,
Darum galt es mir nicht, aber was sagte er mir?
„Heilet die Kranken daselbst!“ — Wir konnten Alle nicht heilen!“
„Saget ihnen dabei: „„Nah ist das göttliche Reich!““ —
Ja, das göttliche Reich war nahe, nahe gekommen,
Nur des Fragenden Wunsch zweifelte dennoch daran;
Was das Auge gesehn —, das Herz sprach immer: Es lüget;
Ach, dieß blutende Herz leugnete gern es noch heut!
Drum nicht deutlich genug war ihm die erhaltene Antwort.