Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/200

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[199]
Nächste Seite>>>
[201]
Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.



„Nein, Minchen muß es heißen,
„Das, thu' ich anders nicht;
„Ich kann nicht von mir weisen
„Des Herzens heil'ge Pflicht!
„Könnt' von der Mutter geben,
„Wie ihren Namen leicht,
„Ich Alles ihm im Leben,
„Dann wär' sein Ziel erreicht!“
So sprach ich, und sie gaben
Mir endlich Alle nach,
Weil sie gesehen haben,
Wie viel mir daran lag.
Nun auch mein kleines Minchen
Zu Aller Freud' gedieh,
Denn Großmutter und Linchen
Versorgten's spat und früh.
Die Nahrung, die die Amme
Gesund dem Kinde bot,
Facht' an des Lebens Flamme,
Und malt' die Wangen roth.
Doch war mir's zum Erdrücken
Und schmerzlich zum Vergeh'n,
Sah ich in seinen Blicken
Die Mutter vor mir steh'n!
Die liebe, junge Seele
Ahnt' freilich solches nicht,
Daß selbst den Vater quäle
Ihr freundlich Angesicht.
Der Mutter Tod ward eben
So wenig sie gewahr,
Da sie im kurzen Leben
Des Hauses Abgott war.
Um so viel bitt'rer haben,
Gar oft mit mir vereint,
Die beiden älter'n Knaben
Der Mutter Tod beweint.
Sie wußten schon zu schätzen,
Was uns der Tod geraubt,
Und daß es zu ersetzen,
Von uns nicht Einer glaubt'.
Zum Grabe trug ich täglich
Den übergroßen Schmerz,
Doch Einmal ganz unsäglich
Zerpreßt' er mir das Herz,
Als zwängten's Eisenzangen
Von allen Seiten ein;
Der Athem war vergangen;
Das Aug' verlor den Schein. —
„O, theuerste Verklärte,
„Die du mein Glück erschufst,
„Hab' Dank, daß von der Erde
„Du schnell mich zu dir rufst!“
So dacht' ich, weil ich meinte,
Daß jener Augenblick
Mit Minchen mich vereinte
Zu ew'gem Liebesglück.
Nach einigen Secunden
War dieser Krampf vorbei,
Die Lähmung war verschwunden,
Der Athem wieder frei.
„Ach, kann ich denn nicht scheiden,“
Rief ich, „aus dieser Welt,
„Die doch nun keine Freuden,
„Kein Minchen mehr enthält!“ —
Was hilft mit Gott der Hader —
Fiel mir dann wieder ein.
Muß deiner Kinder Vater
Nicht noch bei ihnen sein?
„Hör't, meine Himmelsbräute:
„Hier bleib ich fernerhin,
„Daß ich zu eu'rer Freude
„Die Kinder kann erzieh'n!“
Mit diesem freien Eide
Schied ich vom heil'gen Grab;
Der Ort, wo ruhten Beide,
Ihm höh're Weihe gab.
Doch meine jünger'n Kinder
Verließen diese Welt
Auch beide, viel geschwinder,
Als ich mir vorgestellt.