Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/167

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Am Raphaelistage
In Achtzehnhundert acht
Und zwanzig war die Frage
Und Antwort so vollbracht.
Wohl heißt: Gott hat geheilet,
Der Name Raphael,
Das spürt ich unverweilet
An meiner armen Seel.
Denn all das große Leiden,
Das sie zuvor empfand,
Schlug um in Himmelsfreuden,
Eh' Raphael verschwand.
Noch ein'ge Tage länger
Schwamm er im Wonnemeer,
Dann ward das Herz dem Sänger
Allmälig dick und schwer;
So schwer, daß es beim Scheiden
Nicht war zu bringen fort,
Drum mußt' er aus es weiden,
Der Liebsten lassen dort.
Die gab dafür das ihre
Sogleich ihm gern heraus,
Nun ging aus dem Reviere
Ein jedes leicht nach Haus.
Bang an des eignen Stelle
Des Andern Herz nun schlug,
Nach seiner alten Zelle
Fühlt' es der Heimath Zug.
Der Zug war unerträglich,
Daß ich ihm folgen mußt',
Er zog, so oft es möglich,
Mich an des Liebchens Brust.
Und da's von beiden Seiten
Zog nach dem alten Platz,
So hatten viel zu leiden
Ich und mein lieber Schatz.
Und diese unsre Plage
Ließ auch kein Stündchen nach,
Und währte, wie ich sage,
Acht Monat und sechs Tag'.
Am letzten Juni-Tage
Im andern, neuen Jahr
Da wechselte die Lage
Erst an dem Traualtar.
Am Abend vor der Trauung —
Wir saßen in der Küch'
In herzlicher Erbauung —
Schrie sie: „du beißest mich! —
„Wirst du nicht gleich versprechen,
„Daß das nie mehr geschieht,
„So muß mein Wort ich brechen,
„Und wir sind wieder quitt!“
„Ich habe nie gebissen
„Ein zartes Mägdelein,
„Und hab' ich's jetzo müssen,
„So ist die Schuld nur dein.
„Gebeut der Reize Schimmer,
„Und sei nicht gar zu schön,
„So soll es nun und nimmer
„Zum zweiten Mal geschehn!
„Doch wirst du dies vergessen
„Und locken die Gefahr,
„So werd' ich dich noch essen
„Einmal mit Haut und Haar!“
„Bei einem solchen Esser
„Erfaßt mich Schreck und Graus!
„Adieu, Herr Menschenfresser!“
Zur Küch' war sie hinaus.
Und als hierauf die Rede
Auf ihre Mitgift kam,
Und ob man g'nug mir böte,
Also das Wort ich nahm:
„Ach, liebe, gute Leutchen,
„Nach Geld steht nicht mein Sinn;
„Gebt mir nur mit mein Bräutchen,
„Und laßt mich fröhlich zieh'n!“
Bei diesen Worten blickte
Sie wie verklärt mich an,
Die Hand sie sanft nur drückte:
„Komm, lieber Christian!