Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/165

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Weil ich gekommen schneller,
Als Jemand es gedacht,
So wurde auch viel heller,
Als ich erschien, gelacht.
Mit ahnungsvollem Beben,
Im Aug die Freudenthrän',
Sah ich sie zu mir schweben,
Wie war sie da so schön!!
„Ich leid' an tiefer Wunde
„Durch dich, du schönes Kind!
„Und nur aus deinem Munde
„Ein Wort heilt sie geschwind.
„Willst du mein Engel werden,
„Und mich im Himmel sehn
„Schon hier auf dieser Erden;
„Sprich: Ja! so wird's geschehn!
„Doch, unentbehrlich Wesen!
„Hätt' ich in deinem Aug'
„Mein Schicksal falsch gelesen,
„Ach — dann gesteh' mir's auch!
„Eh' du mir gibst ein Zeichen
„Zum Leben oder Tod,
„Kann ich nicht von dir weichen,
„Drum kürze meine Noth!
„Und fühlest du nicht heute
„Die Liebe stark dich ziehn
„An meine treue Seite,
„So laß mich schnell entfliehn!“
So oder ähnlich schrieb ich
Mit Dinte auf Papier,
Und drückte es beliebig
Ins zarte Händchen ihr.
Nach einer halben Stunde
Rief sie mich ganz allein,
Und sprach mit süßem Munde:
„Willst du, so bin ich dein!
„Zwar gab ich das Versprechen
„Mir: Keines Frau zu sein;
„Doch will ich's wieder brechen,
„Nur deinethalb allein!
„Dir sollt' ich mich versagen?
„O, ich war längst schon dein:
„Doch — willst du's mit mir wagen?
„Ich schenk' dir klaren Wein:
„Lang werde ich nicht leben,
„Das fühle ich genau.
„Und fühle es mit Beben,
„Denk' ich mich deine Frau.
„Drum will ich dir entsagen,
„So schwer es mir auch wird;
„Du siehst in künft'gen Tagen
„Erst, daß ich nicht geirrt! —
„O, darauf will ich's wagen,
„Du allerliebste Braut!
„Hörst du mein Herz nicht schlagen?
„Wem ruft es wohl so laut? —“
O, welche sel'ge Stunde,
O, welche heil'ge Lust!
Wie fest hing Mund an Munde!
Wie fest schloß Brust an Brust! —
Noch mußt' ich bei den Alten,
Nach löblichem Gebrauch,
An um die Tochter halten,
Das that sogleich ich auch.
Sie waren fast verlegen,
Und trauten kaum dem Ohr,
Daß ich schon bat um Segen
Und stellt mein Bräutchen vor.
„Ihr wollt nur Kurzweil treiben,
„Und macht mich das nicht weis,
„Die will ja ledig bleiben,
„Und hat ein Herz von Eis.
„Das werd' ich nicht erleben,
„Daß die sich je verspricht;
„Ein Nönnchen mag sie geben,
„Ein Bräutchen ewig nicht.
„Wie gern ich es auch sähe,
„Daß sie erwähle dich;
„So käm', spräch ich von Ehe,
„Sogleich sie außer sich.