Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/148

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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„Daß er wirklich nicht mehr kauscher ist!“
„Ja, das konnnte ich mir vorher denken“
„Von dem flatterhaften jungen Mann,“
„Und ich will mich nicht mehr um ihn kränken,“
„Denn er ist nun bei mir ausgethan!“
„Auch erkenn' ich, daß das Eierschlagen“
„Doch nicht immer ist ein leerer Tand,“
„Weil Sie mir das Alles können sagen,“
„Ohne daß Sie mich und ihn gekannt!“
Also sprach das Bräutchen zu der Alten,
Die ihm hatte eben so gesagt,
Wie's mit seinem Liebsten sich verhalten,
Welcher bald als Vater ward verklagt.
Nun ward meiner Mutter und der Tante,
Deren Mutter endlich stimmte bei,
Weil sie darum bat die Anverwandte,
Jeglicher geschlagen auch ein Ei.
Und so wenig Jemand konnte hoffen,
Was den Kindern wurde prophezeit,
Ist es dennoch pünktlich eingetroffen
Nach Verlauf von einer langer Zeit.
Als der Mutter war ein Ei geschlagen,
Sprach die Kurzin alsobald zu ihr:
„Soviel kann ich Dir im Voraus sagen,“
„Daß Du später ziehest weg von hier!“
„Viele Stunden hast Du nicht zu gehen,“
„Wenn Du gegen Morgen wanderst aus,“
„Bis Du wirst die zweite Heimath sehen“
„Und zugleich Dein großes, schönes Haus!“
„Etliche Oeconomiegebäude,“
„Die dazu gehören, stehn dabei,“
„Aber doch nur auf der einen Seite,“
„Auf der andern ist die Aussicht frei!“
Wieder sprach die Frau nach kurzer Pause:
„Doch Du bleibst auch nicht an diesem Ort,“
„Sondern ziehst aus Deinem schönen Hause“
„Nochmals gegen Morgen weiter fort!“
„Einen Weg hast Du von gleicher Weite“
„Nach dem neuen Orte hinzugehn;“
„Aehnlich sind die übrigen Gebäude,“
„Nur die Wohnung dort ist nicht so schön!“
Nun kam auch die Reih' an meine Tante,
Welche damals war ein Kind so klein,
Daß sie nichts von allem dem verstande,
Was die Kurzin mochte prophezein.
Diese aber sprach zu den Personen,
Die auf ihre Worte hatten Acht:
„Die kommt weiter noch von hier zu wohnen,“
„Aber dorthinaus nach Mitternacht!“
„Die Gebäude, die beim Hause stehen,“
„Sind sowohl an Lage als an Zahl“
„Wie ich bei der Schwester sie gesehen“
„Zu dem ersten und dem zweiten Mal!“
Meine Großmama begann zu spotten:
„Ja, das ist so ganz nach meinem Sinn;“
„Beide Töchter geb' ich weg aus Schotten,“
„Daß im Alter ich verlassen bin!“
Dennoch ist auch gegen ihr Verhoffen
Bei den beiden Mädchen ganz genau
Bis auf’s Kleinste Alles eingetroffen,
Was gesagt ihr hatte jene Frau.
Meine Mutter war am ersten Orte
Achtzehn Jahre in dem schönen Haus,
Als sie wieder nach der Kurzin Worte
Ziehen mußte gegen Morgen aus.
Einundvierzig Competenten hatten
Zwar nach Crainfeld sich gemeldet schnell,
Als sie sprach betrübt zu ihrem Gatten:
„Du allein bekommest diese Stell'!“
„Zwar geschieht es gegen meinen Willen,“
„Doch dem Schicksal kann ich nicht entgehn;“
„Auch das Letzte muß sich noch erfüllen,“
„Was die Kurzin hat vorausgesehn!“
So geschah's, nachdem schon längst gekommen
Meine Tante gegen Mitternacht,
Und es hat uns Wunder stets genommen,
Wenn wir haben drüber nachgedacht.
Mancher freilich gilt als Hexenmeister
Oder Wunderdoctor in der Welt,
Der aus purem Eigennutz mit dreister
Stirne andre Leute bringt um's Geld.
Meine Mutter hatt' als Braut bekommen
Durch Erkältung ein verzerrt Gesicht,
Und ihr Vater hat zuletzt genommen
Seine Zuflucht zu 'nem solchen Wicht.
Diesem brauche man — so ging die Sage —
Nichts zu sagen von dem Patient,
Da er, ohne daß er nach ihm frage,
Dessen Krankheit doch erkennen könnt'.
„Wie ich hörte, hättet Ihr die Gabe“ —
Sprach mein Großpapa zum Charlatan —
„Was ich eben auf dem Herzen habe,“