Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/125

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Und wie konnte er auch ferner sagen,
Der und Jener hat den Lärm gemacht,
Da sie alle aufeinander lagen
In der großen, allgemeinen Schlacht?
Durch das ungewöhnlich arge Toben
Hatte in dem ganzen Zimmer sich
Nach und nach ein solcher Staub erhoben,
Daß er einer dichten Wolke glich.
Doctor Engel schritt durch diese Wolke
Gravitätisch hin und wieder her,
Und erklärte drohend seinem Volke,
Wie abscheulich sein Betragen wär'.
Doch der Kampf, der einmal war begonnen,
Hatte auch durch dieses ernste Wort
Vor der Hand kein Ende noch gewonnen,
Sondern pflanzte sich noch weiter fort.
Prima, Tertia und Quarta fingen
Auch den Faustkampf mit einander an;
Aber als acht Tage noch vergingen,
War die Sache völlig abgethan.
Zwischen den Studenten und Soldaten
Gab es anno neunzehn einen Strauß,
Und als diese hatten scharf geladen,
Zogen jene auf den Gleiberg aus.
Als sie schon im freien Felde gingen,
Lief ich ihnen nach in großer Hast,
Um dem Kißner Reisegeld zu bringen;
Denn ich selbst war noch Gymnasiast.
Eiligst folgten der Studenten Spuren
Auch der Rector und der Kanzler nach,
Und als sie an mir vorüberfuhren,
Jener freundlich also zu mir sprach:
„Sagen Sie, Herr Spamer, den Studenten,“
„Daß sie machen möchten einen Halt;“
„Der Herr Kanzler hier und ich befänden“
„Auf dem Wege uns und kämen bald!“
„Gerne will ich thun, was Sie befohlen,“
Sprach ich, „doch der Vortrab ist zu weit,“
„Und vor Gleiberg ihn noch einzuholen,“
„Das ist wahrlich keine Möglichkeit!“
Da den Meisten ich als schneller Läufer
Meinen Auftrag schon bekannt gemacht,
Ließ ich ab von meinem Feuereifer,
Und marschierte mit den Andern sacht.
Als die Letzten waren angekommen,
Sah ich jetzt zum allerersten Mal
Auf dem Burghof, wo sie Platz genommen,
Die Studenten in gesammter Zahl.
Rechts und links, einander gegenüber,
Lehnten an den Mauern Waffenreihn,
Als der Rector im Kanonenfieber
Und der Kanzler männlich trat herein.
Rector Rumpf ersuchte die Studenten,
Wieder in die Stadt zurückzugehn;
Diese aber sagten ihm, sie könnten
Unbedingt sich dazu nicht verstehn.
Magdeburg, der Sprecher der Studenten,
Zählte die Bedingungen nun her,
Unter welchen wieder umzuwenden,
Ihm und allen Andern möglich wär'.
Sieben oder zehn derselben waren's,
Und der Rector gab schon manche nach,
Als an dessen Statt der Kanzler Arens
Jetzt das Wort ergriff und also sprach:
„Meine Herrn, wir können nichts gewähren“
„Von dem Allen, was Sie vorgebracht;“
„Denn es übersteigt, was Sie begehren,“
„Wie Sie selber wissen, unsre Macht!“
„Nun,“ rief Engelbach, „so gehn wir weiter“
„In die schöne, weite Welt hinein;“
„Werden alle Schuster oder Schneider;“
„Das muß auch ein lustig Leben sein!“
„Haben Sie es aber angefangen,“
Sprach der Kanzler, „sind Sie seiner satt;“
„Und Sie haben dann gewiß Verlangen“
„Mehr, als heute, nach der Musenstadt!“
„Unsre Thore stehen Ihnen offen,“
„Und der Rückzug wird Sie nicht gereun;“
„Lassen Sie uns darum scheidend hoffen,“
„Daß sie baldig wieder ziehen ein!“
Als sich kaum entfernt die beiden Spitzen
Von dem academischen Senat,
Hielten die Studenten gleich im Sitzen
Einen allgemeinen Burschenrath.
In demselben wurde ausgehalten
Von dem Ausschuß, den man setzte ein,
Daß, sobald hinfort drei Schüsse knallten,
Jeder auf dem Platze müsse sein.
Da noch andere Gymnasiasten
Auf den Gleiberg kamen nach und nach,
Wir zusammen auch den Entschluß faßten,
Dort zu bleiben bis zum nächsten Tag.