Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/121

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[120]
Nächste Seite>>>
[122]
Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.


Und wiewohl er an demselben Tage
Noch zum Pädagogiarchen lief,
Und, daß er den Irrthum richtig mache,
Seine erste Aussag' widerrief,
Ließ sich dieser nicht damit genügen,
Sondern sprach: „Es ist, wie Sie gesagt;“
„Jetzo wollen Sie mich nur belügen,“
„Weil die Spamer Ihnen Angst gemacht!“
Als wir, unsre Unschuld zu bezeugen,
Ihm noch sagten manches ernste Wort,
Sprach er zu uns: „Wenn Sie jetzt nicht schweigen,“
„Jag' ich aus dem Pädagog Sie fort!“
Da ich's nun dem Doctor Engel klagte,
Welch' ein großes Unrecht uns geschehn,
Dieser mir zu meinem Troste sagte:
„Ich will selbst zum Herrn Professor gehn!“
Und so ist er dreimal hingegangen,
Und bat stets die Hälft' der Strafe ab.
Als zum vierten Mal ich angefangen,
Er mir aber diese Antwort gab:
„Habt Ihr statt zwei Tage nur zwei Stunden“
„Beide in dem Carcer zugebracht,“
„Und mit dem Pedell Euch abgefunden,“
„Dann ist schon die Sache abgemacht!“
Als wir beide nun im Carcer saßen,
Und der Diehl uns kaum geschlossen ein,
Hörten in den allernächsten Straßen
Wir schon „Feuer! Feuer! Feuer!“ schrei'n.
Augenblicklich wir uns da bemühten,
Zu erbrechen unser Kerkerschloß,
Und der Diehl rief: „Sein Sie nur zufrieden;“
„Denn ich lasse ja sogleich Sie los!“
Eine Strafe habe ich bekommen
Später, während ich in Prima saß,
Welche ich mit Freuden angenommen,
Da sie mir gewährte großen Spaß.
Heichelheim roch übel aus dem Munde;
Streckte öfters auch die Zung' heraus,
Wenn er schreiben wollte in der Stunde,
Und das war schon lange mir ein Graus.
Darum sprach ich einst: „Wenn Du beim Schreiben“
„Wieder Deine Zung' mich lässest sehn,“
„Werde ich die Unart Dir vertreiben;“
„Denn sie ist nicht länger auszustehn!“
Da er doch nach einigen Minuten
Seiner Zunge ließ den alten Lauf,
Schlug ich diesem, sonst gescheidten Juden,
Weil ich's ihm gedrohet, tüchtig drauf.
In dem Augenblicke rief er: „Spamer!“
Daß es der Professor hören sollt';
Und da Rumpf es deutlich hörte, kam er,
Fragend, was derselbe von mir wollt'.
„Ei, der Spamer da hat mich geschlagen!“
Sprach der Jude, mich verklagend nun.
„Herr Professor, ich kann Ihnen sagen,“
Sprach ich, „daß ich dieses mußte thun!“
So und so hat es sich zugetragen,
Wie ich nämlich eben jetzt erzählt;
„Und Sie können hier die Nachbarn fragen,“
„Ob sie Heichelheim nicht alle quält!“
„Ja,“ rief Thum, „in seiner Atmosphäre“
„Ist ein so unleidlicher Gestank,“
„Daß es wahrlich gar kein Wunder wäre,“
„Wenn man hier vor Eckel würde krank!“
„Spamer soll sechs Kreuzer Strafe zahlen,“
„Und der Kläger noch einmal so viel!“
Dieses war das Urtheil, das dermalen
Mir vom Herrn Professor wohl gefiel.
Wie wir als Studenten mit Soldaten
Anno einundzwanzig sind im Streit
Ohne mein Verschulden einst gerathen,
Hab' ich schon beschrieben lang und breit.
Aber, was ich, während wir gehalten
Damals auf dem Schiffenberg Commerce,
Ausgestanden hab' mit meinem Alten,
Das bezeugt bis heute noch kein Vers.
Da mein Bruder dabei präsidirte,
Und doch dazumal erst Brandfuchs war,
Ihn der Bursche Reuling invidirte,
Und so kamen sie sich in die Haar'.
Zwei Barone waren mitgekommen,
Der von Buseck und von Rabenau,
Welche Reuling hatte mitgenommen,
Ob wir gleich sie kannten nicht genau.
Diesen wollte Reuling gerne zeigen,
Daß doch er der Hahn im Korbe sei;
Wenn mein Bruder nun gebot zu schweigen,
That der Bursche grad den lautsten Schrei.
In der Ordnung war er nicht zu halten,
Sondern schrie so lange darauf los,
Bis nach langem Drohen meinem Alten
Endlich auch die Galle überschoß.