Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/103
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mehrfach, und zur vollen Zufriedenheit seines Vaters und anderer, die Kanzel betreten hat und ein durchaus befähigter Kopf war, so fehlte es ihm leider doch wohl an der nötigen Energie, sein Studium zum guten Ende zu führen. Er zog am 18. August 1833, ohne sich zum Examen gemeldet zu haben, von Gießen ab. Als ein Jahr später sein Bruder Christian in Hermannstein durch den frühen Tod der ersten Frau schwer getroffen war, zog Karl Spamer zu demselben über um ihn aufzuheitern und um zugleich unter dessen Anleitung und Mitarbeit sich zum Examen weiter vorzubereiten. Doch auch hiernach unterzog er sich der Fakultätsprüfung nicht. — Hierzu kam nun leider die noch zu frühe begonnene Liebschaft mit seiner späteren Frau, und, wohl mit infolge hiervon, sein definitives Aufgeben des Studiums. — In dieser trüben Lage blieb ihm das Vaterhaus eine treue Hilfe und Zufluchtsstätte, in welcher er seine Familie gründen und bis zum Tode seines Vaters erhalten konnte. — Nachdem dieser Tod im Jahre 1847 eingetreten war, kaufte Karl Spamer sich in dem nahen größeren Pfarrdorfe Altenschlirf an, welches zu jener Zeit Landgericht, Arzt und Apotheke enthielt und angenehmeren gesellschaftlichen Verkehr bot. Er übernahm die Ortseinnehmerei und bewirtschaftete, unterstützt von seiner guten und fleißigen Frau, die von ihm angekauften Grundstücke in eigener Hofraithe. — Karl Spamer war ein anregender Gesellschafter, hatte lebhaftes Interesse an religiösen und politischen Fragen, wie an schöngeistiger Literatur. Er verstand es vorzüglich Erzeugnisse der letzteren vorzulesen. Sein Wesen neigte jedoch überwiegend zu passiver Betrachtung hin. Ein Umstand, der ihn zwar leider wenig zu ersprießlicher Tätigkeit kommen, aber auf der anderen Seite, in seinem kleinen Wirkungskreise, durch lange Jahre hin, ein zufriedenes Leben finden ließ. — Nach dem Tode seiner treuen Gattin und nachdem, bis auf die jüngste Tochter, alle Kinder das Vaterhaus verlassen hatten, gab er im Jahre 1876 seinen Wohnsitz in Altenschlirf auf. Er zog nach Gießen zu seiner verheirateten ältesten Tochter Katharine; ging indes am 4. Juni 1879 wieder nach Altenschlirf zurück und verblieb daselbst bis 1885, von welcher Zeit bis zum Jahre 1888 er bei seinem Sohne Friedrich in Friedberg seinen Aufenthalt nahm. Nach dem Tode der Frau des letzteren verlegte er seinen Wohnsitz wieder nach Gießen in das Haus seiner Tochter Katharine, wo er am 6. Februar 1890, im Alter von 80 Jahren und 3 Tagen an Alterschwäche verschieden ist. Seine Frau Elisabeth, geborene Lang aus Odenhausen auf der Rabenau, war am 23. Dezember 1809 geboren und starb in Altenschlirf am 29. November 1869. — Es wurden ihnen acht Kinder geboren.
Das älteste Kind des Joh. Karl Wilhelm Friedrich Spamer in Altenschlirf war: Leonhard Spamer, geboren in Odenhausen und früh daselbst gestorben;
hierauf folgte als zweites Kind: Wilhelm Spamer, geboren in Odenhausen am 27. April 1838. Derselbe wanderte, wie schon an früherer Stelle mitgeteilt, im Jahre 1854 nach Nordamerika aus, ließ sich in Philadelphia als Wagenbauer nieder und heiratete 1865 Hermine Ernst, Stieftochter seines mit ihm nach Amerika verzogenen Vetters Christian Spamer. Wilhelm hatte einen Sohn mit Namen Karl, welcher in Philadelphia ebenfalls Wagenbauer ist und vier brave, fleißige Töchter, von denen 1898 die älteste mit einem Amerikaner gut verheiratet war. Er selbst, ein treuer, ehrenhafter Charakter, starb in noch zu frühen Jahren am 11. Mai 1881;
das dritte Kind des Joh. Karl Wilhelm Friedrich Spamer in Altenschlirf war Katharine Spamer, geboren in Crainfeld am 30. März 1840. Sie heiratete den zuerst in Schlitz, später in Gießen ansässigen Gastwirt Christian Jungblut und hatte mit demselben einen Sohn und vier Töchter, alle in Schlitz geboren. Die zweitjüngste Tochter, Philippine, kam am 7. Juni 1870, die jüngste Tochter, Marie, am 30. September 1871 zur Welt. In Gießen verlor Katharine ihren einzigen Sohn durch Ertrinken in der Lahn noch in jugendlichem Alter, ihre Töchter sind alle verheiratet. Nachdem sie, die kräftige und freundliche Frau, ihren Vater in seinen letzten Jahren treu gepflegt hatte, wurde sie selbst von einem schweren Augenleiden