Bericht über das Kirchspiel Mallwischken aus dem Jahr 1890

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Das Kirchspiel Mallwischken im Jahr 1890

Geschichte und statistische Angaben, von Agathon Harnoch [1], 1890

I.
Das Dorf Malwischken [2] hielt sich ursprünglich zur Kirche nach Kussen und die beiden in Malwischken befindlichen culmischen Hufen nach Niebudßen [3], teils nach Kussen, teils nach Kraupischken [4]. Wegen der Entfernung und des schlechten Weges aber erhielten 1714 die beiden culmischen Einsaßen in Malwischken Friedrich Mühlfordt [5] und Georg Mertens die Erlaubnis, in dem Haus des Mühlfordt Gottesdienst zu halten. 1718 wurde in Malwischken zum Kirchdorf und mit den benachbarten Dörfern zum Kirchspiel erklärt, doch kam es erst 10 Jahre später zu Stande. –

Nach dem Reskript d. d. Berlin, 13. Dezember 1728 wurden aus den Kirchspielen Kussen, Niebudßen und Kraupischken ca. 20 Dörfer zur neuen Gemeinde geschlagen. Es fehlte aber noch eine Kirche, um deren Erbauung Prediger Grasmück den König, als er in Preußen war, persönlich bat. Der König bewilligte 7000 Thaler. 27.Mai 1729 Grundsteinlegung, 30.April 1730 Weihe der Kirche [6]. Die Kirche königl. Patronats ein massives Achteck mit darauf befindlichen Thurm. Drei Glocken von 1721 und 1729. Inneres einfach. Kanzel in die um die Kirche laufenden Chöre eingefügt. Orgel 1796 erbaut.

II.
Gottesdienst deutsch und litauisch.
Taufen: 143,
Konfirmanden: 81,
Trauungen: 23,
Kommunikanten [7]: 1887,
Begräbnisse: 84.

1714 erhielten die beiden Besitzer einen Katecheten [8], einen gewissen Engelbrecht und dann den Johann Gabriel Heinsius [9]. 1724 kamen anspachische Kolonisten [10] ins Land, von welchen eine große Anzahl in Malwischken angesetzt wurden. Sie brachten ihren eigenen Prediger mit, Joh. Christoph Grasmück. Er war von Scheinfurt in Franken gebürtig und seit 1703 bei der Gemeinde zu Rottenbauer und Fuchsstadt unter dem Herrn v. Wolfenkehlen in der Grafschaft Schwarzburg gewesen. Als aber einige von seinen Landsleuten von Sr. Majestät nach Litauen berufen wurden, gab Grasmrück seinen Dienst auf, machte sich mit den Kolonisten auf den Weg, wurde vom König zum Kolonistenprediger bestellt und ihm aufgetragen, während der Reise die Römischkatholischen, so sie lutherisch werden wollten, zu unterrichten. Er predigte in Malwischken in einer Kapelle, und zu seiner Seelsorge hielten sich seine nah und fern wohnenden Landsleute sammt den deutschen Einwohnern. Den Litauern ward, weil Grasmück ihre Sprache nicht verstand, erlaubt, sich zur benachbarten Kirche zu halten, bis Grasmück das Littauische erlernt haben würde [11]. Sein Nachfolger Lischewski war der litauischen Sprache bereits kundig.
Pfarrer. besoldet mit:

38 h 75 a Acker,
64 rm Torf,
22 rm Holz,
Kalende 600 Mark Accidenz,
Wohnung gut.

Bevölkerung: 3200 Seelen; 200Litauer
Im vorigen Jahrhundert der Pfarre 2 wüste "Uben" [12] genommen, um einen königl. Krug zu dotieren.
3200 Seelen; 200 Littauer

III.
Schulorte, Stand 1890:

Malwischken, Mallwischken, ab 16.07.1938 Mallwen
Petzinken (Abschruten), ab 03.06.1938 Bitzingen
Smailen, Name nicht geändert
Plimballen, ab 03.06.1938 Osterfelde
Birkenfelde, ab 16.07.1938 Katharinenhof, mit OT Kleinbirkenfelde
Zwirballen, ab 16.07.1938 Spatzen ab 16.07.1938
Uschballen, ab 03.06.1938 Birkenried,(Landkreis Gumbinnen)

Schulorte, Stand 1939, nach Gemeindeverzeichnis Band 1, Seite 202, Kirchspielchronik Schloßberg/Pillkallen:

Birkenried
Edern
Katharinenhof
Mallwen
Osterfelde
Smailen
Spatzen

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Fußnoten

  1. Abschrift Seite 335: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen. Nach gedruckten und ungedruckten Quellen dargestellt von Agathon Harnoch, evangelischer Pfarrer zu Muschaken und geistlichem Besitzer der Synode Neidenburg. Druck und Verlag von S. Nipkow, Neidenburg 1890
  2. Malwischken, später Mallwischken, ab 16.07.1938 Mallwen
  3. Niebudußen, ab 03.06.1938 Herzogskirch, Landkreis Gumbinnen
  4. Kraupischken, ab 16.07.1938 Breitenstein (Ostpr.)
  5. Praecentor Mühlpfort, Pfarrer Liszewskj, 1746, s. Prästationstabellen, Prof. Erwin Spehr
  6. Pastenaci, Nachr. S. 76; Arnoldt, Kirchengesch. S. 672
  7. Kommunikanten = Teilnehmer am Abendmahl
  8. Ein Katechet ist in erster Linie ein Religionslehrer in der evangelischen oder römisch-katholischen Kirche
  9. Grube, Corp const. Prut. I., 53; Arnoldt, Nachr. S.99
  10. Colonisationswerk in Litauen, Dr. Max - Friedrich Wilhelm's ... - VFFOW(20.03:2021)
  11. Krause, Gesch. der Kirche Malwischken, gedruckt vorhanden im Pfarrarchiv
  12. "Uben" als Flächenmaß unbekannt, s.a. Maße und Einheiten, Prof. Erwin Spehr