Belzig/Gertraudtenfriedhof
Der Gertraudtenfriedhof in Belzig
Auf dem Friedhof neben der Gertraudtenkapelle befinden sich mehrere historische Grabsteine, sowie eine Gedenksteingruppe für die Opfer des KZ - Außenlagers Roederhof. Der Friedhof wurde schon vor 1575, als Hospitals - Friedhof, genutzt. Da auf dem alten Friedhof, neben der Marienkirche, nur noch wenige Begräbnisstellen vergeben werden sollten, wurde der Friedhof des Gertraudtenhospitals, durch ein Teil des Hospital - Ackers, erweitert (ca. 1575). Eine weitere größere Erweiterung des Friedhofes erfolgte 1932, seitdem hat er eine Gesamtgröße von 1 ha 96 a 40 qm. Bis 1950 erfolgten alle Bestattungen auf dem Briccius - und Gertraudtenfriedhof, fast alle nichtkirchlichen Bestattungen erfolgten danach auf den 1949 - 50 geschaffenen Kommunalfriedhof. 1664 wurde der St. Gertraudtenfriedhof mit einer Mauer versehen.
Wenn man durch den Eingang bei der Gertraudtenkirche auf den nach Osten führenden Weg entlang geht, kommt man nach ungefähr 40 Metern an die Kreuzung mit dem mittleren von Norden nach Süden verlaufenden Hauptweg.
- An den Ecken dieser Kreuzung stehen vier klassizistische Grabmäler aus Sandstein.
Der runde Säulenstumpf der Grabmäler ist teilweise glatt oder senkrecht kanneliert (kanneliert = geriffelt bzw. mit Rillen versehen). Auf einer darüber liegenden dünnen runden Platte, mit größerem Durchmesser, befinden sich ein oder zwei niedrige senkrecht geriffelte Aufsätze, die dem Durchmesser des Säulenstumpfes entsprechen. Drei von ihnen haben gewölbte senkrecht geriffelte traubenartige Abschlüsse, die bei Zweien noch mit girlandenähnlichen Schmuckelementen versehen sind. Die Inschriften sind infolge der Verwitterung kaum noch zu lesen. Einem der Steine kann man jedoch noch entnehmen, dass unter ihm sich das Grabgelege eines Johann Langner und seiner Frau Rosina Auguste befindet.
- Ein barockes säulenartiges Grabmal befindet sich rechts hinter dem südwestlichen Haupteingang (bei der Gertraudtenkirche). Dieses Grabmal ist dem ehemaligen Pfarrer Johann Karl Klotzsch gewidmet.
(Johann Karl Klotzsch, geb. 22.07.1731, gest. in Belzig am 19.11.1811. 1757 Pfarrer in Battin, 1762 Superintendent und Oberpfarrer an Nikoleikirche in Jüterbog, 1765 Superintendent in Dresden, 1767 - 1811 Superintendent in Belzig, Verh. I ?, Verheiratet in der zweiten Ehe mit Friederike Dorothea Gorisch)
- Am von Norden nach Süden verlaufenden Hauptweg befinden sich noch zwei kleinere, ebenfalls klassizistische, Grabmäler mit einem schmalen Säulenstumpf bzw. schmaler Pyramide auf einem vierseitigen Sockel.
- Die linke Grabstele ist einem Gottfried Christian Fickeln, verstorben am 20. Mai 1708 und seiner Familie, gewidmet. Die rechte Grabstele enthält den Namen der Witwe Caroline Wilhelmine Wrede (verehelicht am 30, .. , 1796 ).
- Mehrere, aus Sandstein bestehende, Inschriftentafeln aus dem 17. - 18. Jahrhundert stehen an der Nordseite der Gertraudtenkirche. Die am weitesten links stehende Tafel ist wegen ihrer barocken Schmuckelemente kunstgeschichtlich am bedeutsamsten.
Die aus drei Inschriftenteilen bestehende Tafel hat folgende Inschriften:
- Die obere Tafel
„Leichentext. Wie bin ich doch so herrlich froh, das mein Schatz ist das A und O der Anfang und das Ende“.
- Die Haupttafel
„ Denkmahl, Des in Gott selig verschiedenen Mstre. Gregorij Büsfens, Bürger - Huf und Waffen -Schmied auch Wohl = verordneten Virtels Herrn allhier zu Belzig selbiger wurde Ao. 1678 d. 6. Sept. zu Ghenicke geborn, Ao. 1705 d. 24. Febr. verehelichte er sich mit der Ehr und Tugendsamen Frauen Chatarinen geborne Bergemannien verwittibte Ländichen mit welcher er gezeugt 5 Söhne und 1 Tochter. N: Joh. Andreas, Dorothea Elisabeth, Joh. Gottfried, Joh. Christoph, Joh. George und Joh. Christian welcher in der Sterblichkeit vorangegangen. Verschieden den 30. Octob. 1732, seines Alters 53 Jahr 1 Monat 24 Tage“.
- Die unterste der Tafeln enthält einen Spruch aus dem Buch Hiobs 14. Vers 5.
- Der zweite Inschriftenstein von links ist den Söhnen des Kantors Sebastian Marggrafen gewidmet und auf ihr steht folgendes geschrieben:
„Gottlob Sebastianus ward geboren am 8. December 1712 starb seelig am 9. Aprilis 1718. Johann Gotthold ward geboren am Juli 1717 starb seelig am 26. April 1718, zwei liebgewesene Söhne. Herr Sebastiam Marggraffen Cantoris und Frau Annen Chatarinen gebr. Lehmannus. Hier vor diesem Steine bis zur fröhlichen Auferstehung. Ruht ihr Kinder, ruht in Frieden. Den Jesus hat beschieden. In den Himmel = wollen wir uns wiederschauen."
- Der dritte Inschriftengrabstein, ist dem Hintermüller Martin Bastian gewidmet und enthält folgenden Text: (Grabsteininschrift teilweise ergänzt)
Allhier ruhet mit Gott der ehrbare und nahmhaffte Meister Martin Bastian gewesener Mühlmeister in der Hinter Mühle allhier vor Beltzigk, sein Vater war der Ehrbare und Nahmhaffte M. Martin Bastian, Mühlmeister bei Locto, die Mutter war die Tugendsahme Fr. Anne Wögeners. Von diesen Eltern ist er Ao. 1632 auf dieser Welt gebohren, v. Ao. 1662 mit der Ehrbar und Tugendsahmen Dorothea Schultzin in Ehestand getreten und darin 4 Töchter gezeugt, davon 2 noch am Leben, 2 aber ins Herzen geschlossen, starb Selig Ao. 1687 den 15. Dezem, 55 sdten Jahr.
(Im Belziger Kirchenbuch ist zum Begräbnis vermerkt: „Am 15. Dezember ist Meister Martin Bastian, der Hintermüller, begraben worden“.)
- Ein weiteres Barock-Grabmal ist den Kindern des Herrn Otto Friedrich Woldershausen und seiner Ehefrau Helena Maria, geborene Prullerin, gewidmet. Die Tochter Christian Elisabeth, geboren am 29. Oktober 1710, verstarb im Alter von 2 Jahren und 5 Monaten. Der Sohn Otto Friedemann wurde am 14. April 1718 geboren und verstarb am 26. Juni 1718.
Historische Belziger Grabsteine
Gedenksteingruppe für die Opfer des KZ - Außenlagers Roederhof
1965 wurde ein dreiteiliges Mahnmal aus Granit mit polierten Schrifttafeln errichtet. Hier liegen 98 Zwangsarbeiterinnen aus dem Lager Roederhof, sowie 38 Kinder begraben. Die Anzahl der Opfer wird allerdings weitaus höher geschätzt. Auf den Tafeln sind die Namen der bekannten Toten genannt. Die Namen der Kinder sind unbekannt. Auf der Tafel in der Mitte steht: Ruhestätte der im 2. Weltkrieg in Belzig verstorbenen sowjetischen, polnischen, jugoslawischen u. italienischen Bürger. Die Toten mahnen![1]
Einzelnachweise
- ↑ Stefanie Endlich, Nora Goldenbogen, Beatrix Herlemann, Monika Kahl, Regina Scheer: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus, Band II: Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1999, auch zum Download: http://www.bpb.de/