Australische Auswandererbriefe (1934)/19

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Der Heimat Bild“ - Australischen Auswandererbriefen nacherzählt von Walter Fläming
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      Ich warne Euch, wenn mehrere zusammen reisen, etwa die Sachen genieinsam zu verpacken. Das gibt immer Aerger. Wer eine Uhr hat, so einen richtigen Puplitzschen „Seiger“, der muß sie ganz fest in Kissen und Tücher packen, denn die Uhren vertragen die Seeluft schlecht.

      Wer einen seidenen Hut hat, soll ihn ja mitbringen, denn hier gehen die Farmer mit blanken Stiefeln, Hosen, Weste und Rock von schwarzem Tuch und einem weißen Schemisett. Dazu setzen sie dann einen seidenen Hut auf. Das läßt sich sehr hübsch. Mit Schuhen und Stiefeln sehe man sich vor, bringe ober keine schlechten mit, sondern lasse sich recht gute machen und sorgfältig mit Nägeln beschlagen. Hier ist es nämlich im Sommer nichts seltenes, wenn der Boden steinhart ist, daß man ein Paar Deutschländer Stiefel in drei Wochen kurz und klein reißt. Wer kalbslederne Stiefel hat, der lasse sie getrost da. Er kann sie ruhig verschenken. Hier sind sie nichts nütze; sie lohnen nicht einmal das Einpacken. Frauensleute, laßt Euch Schnürschuhe machen. Die sind hier sehr anwendbar. Aber laßt sie mit Eisen und vorn mit Nägeln beschlagen. Auch die Mannsleute tragen solche, und noch dazu recht hohe. Ein Paar Schuhe kosten hier 10 Thaler, ein Paar lederne Pantoffel 4 Thaler.

      Vor dem Zoll fürchtet Euch nicht. Es wird nichts versteuert als Tabak, Zigarren und geschnürte Betten. Darum packt sie lieber in Kisten oder stopft sie in Säcke.

      Wer Geld hat, der kaufe, wenn er's noch nicht hat, alles ein, was ein Arbeitsmann nötig hat: Axt, Beil, Schneidemesser, Säge, Hacken, Kartoffelraden, Turnipshacken, Mist- und Korngabeln, Sensen und Klopfzeug. Nehmt auch ein paar kleine Kessel zu 4 Eimern Größe mit, eiserne Töpfe, einen Dreifuß, einen Tiegel mit Füßen, Kaffeemühle, Kaffeetrommel, Bohrer von allen Größen, Stemmeisen, Feilen, Graber, Spaten, Sicheln zum Grasschneiden - die gibt es hier nicht -, kleine Krüge für die Butter und die Eier.

      Wer einen überzogenen Pelz, Mantel oder Schlafrock hat, wird ihn immer gut gebrauchen können. Alles andere gibt es hier.

      Wer es durchsetzen kann, soll einen ganzen Ackerwagen mitbringen. Obgleich er wohl zu Hause 70 Thaler kostet und dann noch 30 Thaler Fracht, ist er doch billig; denn hier muß man 300 Thaler dafür anwenden. Die Wagen sind aber hier etwas breiter. Will sich jemand einen mitbringen, so lasse er dazu das allerbeste Holz nehmen. Es muß ein richtiger schwerer Bauernwagen sein. Die Räder müssen ganz übersetzen. Vorn am Langwagen muß eine Schere sitzen; der Wendeschemel soll mit eisernen Stützen versehen sein, aber Ihr dürft ihn nicht zusammenschlagen. Die Deichsel muß herauszunehmen sein; vorn aber nicht beschlagen, denn das paßt hier nicht. In den Rungen und dem Wendeschemel muß der Wagen so breit sein, wie es irgend geht. Ob man nun auch Wagenleitern und Wagenbretter mitnimmt, kann ich nicht entscheiden. Aber auch Schare müssen dran sein, die man allerdings für die Ochsen nicht, aber für die Pferde nötig hat. Vom Spuren der Wagen weiß man hier nichts. In der Trockenzeit gibt es auf dem harten Boden doch keine Spur; und in der nassen Zeit zieht man keinen Wagen aus dem Schur.

      Wer einen guten Koffer hat, bringe ihn mit, aber er schraube den Knopf ab; der bricht sonst doch ab. Am besten ist es, ihr verpackt alles in festen Kisten, dann habt ihr hier gleich Tische und Schemel für die erste Zeit. Besorgt euch für die Schließkisten auch noch ein paar Vorhängeschlöffer, Krammen und Vorhängsel. Bringt nur gute Sachen mit und scheut die Fracht nicht. Es lohnt sich wirklich und Ihr spart viel Geld.

      Wenn nun wer aus unserer Freundschaft nachkommt, so soll er ja nicht die Alt-Breslauer Gesangbücher vergessen. Die sind hier überall in Gebrauch, ober nicht zu haben. Wer gleich bei seiner Ankunft ein gutes Geschäft machen will, der kaufe zu Haufe so viel von den Gesangbüchern auf, als er nur kriegen kann. Wir bezahlen sie ihm doppelt und dreifach.