Anton Fahne
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Anton Fahne, * 28. Februar 1805 in Münster im damaligen Erbfürstentum Münster, † 12. Januar 1883 in Düsseldorf, war ein deutscher Jurist, der sich auch als Historiker, Genealoge und Schriftsteller betätigte. Seine Werke zeugen von lokalpatriotischer Gesinnung und positivistischer Geschichtsauffassung, lassen aber eine eindeutige politische Einordnung nicht zu. Schon zu Lebzeiten musste sich Fahne vielfach den Vorwurf verfälschter Darstellungen gefallen lassen. Trotzdem werden seine genealogisch-historischen Ausarbeitungen noch heute relativ häufig und allzu kritiklos zitiert.
Vorbemerkung
Man trifft immer wieder auf die Behauptung, dass Friedrich von Uechtritz identisch sei mit Anton Fahne. Das ist falsch. Uechtritz war ein zu seiner Zeit bekannter Dichter und pflegte wie Anton Fahne zahlreiche Kontakte mit der Düsseldorfer Künstlerwelt. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Uechtritz und Fahne einander kannten. Es ist ferner möglich, dass Uechtritz einmal unter dem Pseudonym Anton Fahne aufgetreten ist. Belege dafür sind bisher nicht bekannt.
Biografie
Johann Anton Georg Fahne wurde am 28. Februar 1805 in Münster im damaligen Großherzogtum Berg geboren als Sohn des Schuhmachers Wilhelm Fahne und dessen Ehefrau Karoline Schreiber [1]. Die Taufe fand am 1. März 1805 in St. Ludgeri statt. [2]
Dort besuchte er das Gymnasium. Anschließend begann er zunächst eine kaufmännische Ausbildung, wechselte aber bald zum Medizinstudium an die Universität Bonn. Er hörte auch Vorlesungen der philosophischen Fakultät, insbesondere die Geschichte betreffend. Nach einer Reise über Würzburg, Bamberg, Prag und Dresden ging er zur Humboldt-Universität zu Berlin, um sich dem Jurastudium zu widmen. 1829 kehrte Fahne nach Münster zurück und machte sein Examen als Auscultator. 1831, während einer Reise nach Südfrankreich, entstand sein erstes literarisches Werk Bilder aus Südfrankreich. Nach erfolgreich absolviertem Referendarexamen wurde er in Ehrenbreitstein beim Justizrat beschäftigt. Im Jahr 1834 ging Fahne nach Düsseldorf und begann 1836 seine Tätigkeit als Richter des Friedensgerichts in Jülich. 1838 wechselte er in gleicher Stellung nach Bensberg. Im Jahr 1842 nahm Fahne auf unbestimmte Zeit Urlaub, um verwickelte Familienverhältnisse zu regeln und die begonnenen literarischen Unternehmungen besser fördern zu können. Seitdem widmete er sich in der Hauptsache nur noch seinen genealogischen, historischen und lokalpolitischen Interessen.
Anton Fahne heiratete am 18. September 1835 Julie Stommel (*18.03.1818 in Düsseldorf), drittes von vier Kindern des Aachener Friedensrichters Johann Peter Stommel und der Friederike Bleicher. Am 27. März 1836 wurde die Tochter Emma Fahne zu Roland geboren. [3]
Fahne und die Düsseldorfer Künstlerszene
In den Jahren 1835 bis 1841 lebte Fahne zeitweise, ab 1842 bis 1858 ständig auf Haus Roland, das Eigentum seines Schwiegervaters war. Wohl nicht zuletzt aufgrund seiner Lage in der Nähe der „Grafenberge“, die einer der bevorzugten Aufenthaltsorte der Düsseldorfer Künstlerschaft waren, war Haus Roland ein beliebter Künstlertreff. Fahne besaß eine umfangreiche Kunstsammlung.
Im Jahr 1837 veröffentlichte er seine Schrift Die Düsseldorfer Maler-Schule in den Jahren 1834, 1835 und 1836. Fahne kritisierte unter anderem, für sich selbst in Anspruch nehmend, die öffentliche Meinung zu vertreten, dass in neuerer Zeit die Ostländer Maler sowie die ausländischen bevorzugt behandelt, bzw. die aus dem Rheinland und Westfalen benachteiligt würden. Ein Replik Johann Joseph Scottis, der in dieser Schrift ebenfalls angegriffen wurde, ließ nicht lange auf sich warten. Aber auch die Kunstakademie selbst sah sich genötigt, Gegendarstellungen in der lokalen Presse zu veröffentlichen und, wie Scotti anhand von Zahlen und Fakten darzulegen, dass Fahne die Sachlage verzerrt bzw. falsch darstellte. Noch im gleichen Jahr sah sich Fahne veranlasst, eine weitere Schrift Meine Schrift "die Düsseldorfer Maler-Schule" und ihre Gegner zu veröffentlichen. Während der Streit in der Düsseldorfer Künstlerszene eigentlich mehr um die Verlagerung des künstlerischen Schwerpunktes der Akademie entbrannt war, nutzte Fahne hier die Gelegenheit, seine lokalpatriotischen Ambitionen auszuleben und sich selbst in Szene zu setzen. Beide Schriften wollte er in der lokalen Presse veröffentlichen, fand aber nach eigener Aussage keinen Interessenten. In seiner Veröffentlichung des Jahres 1873 Die Fahnenburg und ihre Bildergallerie . . . behauptet Fahne dann tatsächlich, dass seine Schriften
- die Anerkennung der Tagespresse [fanden], [dem Verfasser] die Aufforderung bedeutender Kunst-Journale zur Mitarbeit und, was das Wichtigste ist, eine Wendung in der Leitung der Düsseldorfer Academie.[4] Diese erhielt dadurch neuen Aufschwung und in Folge dessen einen grossen Zuwachs; selbst die entferntesten Zonen, Süd- und Nord-Amerika, England, Schweden, Norwegen, Russland, ja sogar die Türkei, lieferten ihr Contingent [...].
Fahne und die Politik
1858 wurde die Fahnenburg zum ständigen Wohnsitz, die Fahne als Forsthaus bereits 1846 unweit des Weges von Düsseldorf nach Grafenberg [5] erbaut hatte. Doch die Jagd, die Fahne 1846 vom Fiskus gekauft hatte, wurden per Gesetz vom 31. Oktober 1848 von diesem ohne Entschädigungszahlungen wieder eingezogen. Daraus resultierten eine ganze Reihe von Veröffentlichungen Fahnes:
- Der politische Jesuitismus im neuen preussischen Jagdrecht, ein Beitrag zur Charakteristik der Berliner National-Versammlung und ihrer Wortführer, Köln, 1849.
- Ueber die Pflicht des Staates, die rheinischen Jagdeigenthümer des rechten Rheinufers zu entschädigen, 2. Auflage, Berlin, 1851.
- Denkschrift für die schleunige Erlassung eines Entschädigungs-Gesetzes für die durch das Gesetz vom 31. Oktober 1848 betroffenen Jagd-Eigenthümer, Düsseldorf, 1851.
Fahne hatte erneut die Gelegenheit ergriffen und sich zum Sprecher von Betroffenen gemacht, in diesem Fall zum Lobbyisten von Adel und gehobenem Bürgertum. Im Streit um die konfiszierten Jagdrechte unterzeichnen Fahnes Streitschriften z.B.
- Raitz von Frentz
- Freiherr von Eynatten
- Graf von Mirbach
- Graf von Spee
- Graf von Hatzfeld
Dennoch scheint die Sache nicht zu Fahnes Zufriedenheit ausgegangen zu sein. Er zitierte 1873 im Rückblick eine Cabinetsordre des Kaisers, in der sich dieser vorbehält,
- zum Ausgleich von Härtefällen eine Gesetzes-Vorlage wegen Entschädigung einzelner Kategorien von Jagdberechtigten aus Staatsmitteln an die künftig einzuberufende Volksvertretung gelangen zu lassen.
Fahne klagte:
- Als ich mich auf diese Cabinetsordre bezog, erhielt ich vom Ministerium Manteuffel die Antwort: "Sie ist nicht publiziert!" - Das nannte dieses Ministerium Recht üben.
Genealogie und Geschichte
Fahnes erstes genealogisches Werk befasste sich mit der Genealogie der Familie seiner Ehefrau, den Stommel. Diese Genealogie taucht in einer postum nach Angaben der Familie veröffentlichten Liste der genealogischen Werke gar nicht auf. Man darf wohl vermuten, dass ihn darin die Fantasie allzusehr beflügelte und deswegen auf die Nennung des Werkes seitens seiner Familie lieber verzichtet wurde.
In Bensberg hatte Fahne Einblick in das Kölner Schreinsarchiv gewonnen, das damals im Landgericht Bensberg deponiert war. Auf dieser Basis entstand das zweibändige Werk Geschichte der Kölnischen, jülichschen und bergischen Geschlechter.
Ein weiteres genealogisches Werk befasste sich mit der Familie Hövel. Fahnes Schwager, Aurel Stommel, heiratete am 1. Dezember 1844 eine Wilhelmine Hövel. Dieses Werk ist in seiner Gesamtausgabe um Vier Lieder mit Begleitung des Piano Forte, Componirt und dem Herrn Aurel Stommel und dem Fräulein Wilhelmine von Hövel bei Gelegenheit Ihrer am 1. Dezember 1844 zu Dortmund gefeierten Hochzeit gewidmet von Anton Fahne bereichert.
Am 2. Juni 1854 wurde Fahne Vizepräsident des provisorischen Vorstands des neu gegründeten Historischen Vereins für den Niederrhein. Bereits bei der Konstituierung des Vereins kam es zu Unstimmigkeiten, und schon bald verließ Fahne denselben.
Schon in der sog. zweiten Abtheilung des Ersten Heftes (Erster Jahrgang) der Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein aus dem Jahr 1855 wird Fahne herbe Kritik wegen seiner Veröffentlichung Die Dynasten, Freiherrn und Grafen von Bocholtz nebst Genealogie derjenigen Familien, aus denen sie ihre Frauen genommen mit urkundlichen Belegen von A. Fahne von Roland, Band 3, Chronik der Abtei Gladbach = Chronica abbatiae Gladbacensisa zuteil.
Später trat er dem 1863 gegründeten Bergischen Geschichtsverein bei. Dieser widmete ihm in seiner Ausgabe von 1883 einen Nachruf, der nahezu gleichlautend mit der Biografie in der ADB ist. Er endet mit den Worten: Er starb auf seinem Landsitze in der Frühe des 12. Januar 1883 und ward am dritten Tage darauf von einer nicht großen, aber auserlesenen Freundesschar auf den Gerresheimer Kirchhof zu Grabe geleitet. Sein Andenken bleibe in Ehren! [6]
Sein Grabmal befindet sich noch heute auf dem Gerresheimer Friedhof. Dort wird seiner, seiner Frau und seiner Familie gedacht:
- Anton Fahne, * 28.02.1805, † 12.01.1883
- Julie Fahne, geb. Stommel, *18.03.1813, † 12.12.1888
- Emma Pflaum, geb. Fahne, * 27.03.1836, † 08.06.1905
- Max Pflaum, * 25.01.1841, † 26.12.1908
- Otto Pflaum, * 03.05.1876, † 21.01.1934
- Margot Deis, verwitw. Pflaum, * 21.09.1885, † 18.01.1949
Zwei Straßennamen, nämlich die Fahneburgstraße und der Anton-Fahne-Weg, erinnern noch heute in Düsseldorf an Anton Fahne.
Fahnes genealogisches und historisches Werk in der Rezeption
1858 bemerkte Fahne in einer Fußnote zu seiner Geschichte der Westphälischen Geschlechter:
- Ich arbeite jetzt schon 21 Jahre täglich 16 Stunden unausgesetzt. Dieses zur geneigten Berücksichtigung, da es sonst auffallen und wol unmöglich erscheinen möchte, solche Werke an denen nur einer allein arbeiten kann, in so kurzer Zeit zu liefern. [5]
Tatsächlich geriet Fahne sehr bald in die Kritik, seine Kompetenz und Sorgfalt auf den Gebieten der Geschichtsforschung und Genealogie betreffend. Schließlich wurden sogar Vorwürfe der absichtlichen Fälschung laut. Einige Beispiele sollen dies veranschaulichen:
Das Archiv der Stadt Dortmund muss sich zu Fahnes Lebzeiten in einem sehr chaotischen Zustand befunden haben, und so liest man im Jahresbericht des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark:
- Das Archiv war schwer zugänglich, nur mangelhaft bekannt und noch mangelhafter publiciert, dabei schlecht geordnet und dem Verderben ausgesetzt. [7]
Fahne hielt von dort Urkunden und Akten in seinem Besitz, die er anscheinend nicht ganz freiwillig zurückgab. Karl Rübel, der am 1. Juli 1873 mit der Betreuung des Archivs beauftragt wurde, schrieb 1910:
- Die Aufklärung über manche Ungenauigkeiten der Fahneschen Abdrücke war anfangs deshalb erschwert, weil Fahne eine nicht unbeträchtliche Zahl von Dortmunder Archivalien, die er in seinen Publikationen verwertet hatte, bis zum Jahre 1876 zurückbehalten und erst auf Requisition von Dortmund wieder an das Dortmunder Archiv zurückgegeben hatte.[8]
Rübel hatte bereits Jahre zuvor damit begonnen, in verschiedenen Aufsätzen, die er in den Beiträgen zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark veröffentlichte, die Fehlerhaftigkeit und mit Fälschungen durchsetzten Publikationen Fahnes zu demontieren. Besonders raffiniert erscheint die ständige Vermischung von tatsächlich nachweisbaren Urkunden und Akten mit solchen, die nicht existent sind, aber auch die dreiste Behauptung falscher Inhalte nachweisbarer Quellen. [8] Darüber hinaus machte Fahne dilettantische Fehler, so löste er mittelalterliche Datierungen fast durchweg falsch auf. Rübel bringt ein Beispiel:
- Die falsche Datierungsweise Fahnes beruht darauf, daß Fahne feria secunda anstatt als Montag aufzulösen stets als 'zweiten Tag nach' auflöst und die übrigen Auflösungen in gleicher Weise vollzieht. [8]
Auch im Bereich der Archäologie scheint Fahne sehr kreativ mit der Wahrheit verfahren zu sein. So berichtet er in den Freiherren von Hövel von einem Grabungsfund:
- Die erste Nachricht über den Fleck, auf dem sich später die stolze Reichsstadt Dortmund erhob, knüpft sich an eine Todtenurne, deren Abbildung ich hier folgen lasse. Sie fand sich im Jahre 1856 beim Ausgraben der Fundamente zu der grossen Bierbrauerei, welche auf dem Grunde des vormaligen Grafenhofes fast unmittelbar neben dem noch vorhandenen uralten Wohnhause der Dortmunder Grafen erbaut wurde.
Er lässt eine genaue Beschreibung der Urne folgen und vergleicht sie mit anderen archäologischen Funden, wie sie zu dieser Zeit publiziert wurden und als römische Überreste anerkannt wurden. Sie stand gegen 6 Fuss unter dem Boden und war mit Asche und verbrannten Knochen gefüllt; in diesem Zustande befindet sie sich noch gegenwärtig in meiner Sammlung.[9] Rübel meint dazu:Ein derartiger Fund, wie ihn Fahne erworben haben will, müßte nun aber doch in der gelesensten Dortmunder Zeitung, dem 'Dortmunder Kreisblatt' erwähnt sein. In dem Jahrgange 1856 findet sich jedoch keine Notiz über einen Fund, wie Fahne ihn gemacht haben will."[8]
Interessant dazu im Vergleich erscheint eine Veröffentlichung Fahnes aus dem Jahr 1853 in Schloss Roland. Dort berichtet er über die Bauarbeiten seiner Fahnenburg:
- Als am 18. Mai 1849 der Hügel an der Fahnenburg für die Fundamente des südlichen Flügels geebnet wurde, stiess man auf mehrere Aschenkrüge. Der erste, welcher gefunden wurde, stand gegen 5 Fuss unter der Oberfläche in dem gelben Sande, wie er sich dort überall naturwüchsig findet, der zweite dagegen nur 1 1/2 Fuss tief. Beide waren, wie die Scherben bewiesen, roh aus Thon geformt und gebacken, und hatten theils eine schwärzliche, theils eine röthliche Farbe. Sie waren durch die Feuchtigkeit in der Erde morsch und weich geworden, und zerbröckelten daher den Arbeitern in den Händen, als diese sie aus der Erde heben wollten. Durch Anwendung grösserer Vorsicht wurden die zwei später entdeckten Urnen, soweit möglich, erhalten. Beide standen ebenfalls nur 1 1/2 Fuss unter der Erde, am Abhange des Berges, ohne dass sie durch eine äussere Erhöhung angekündigt worden wären. [...] Sie wurden behutsam von der äusseren Erde entkleidet und, ohne sie von der Stelle zu bringen, einige Zeit der frischen Luft ausgesetzt. Sie erhielten dadurch in kurzer Zeit ihre fast ursprüngliche Festigkeit und konnte nun zur Untersuchung des Inhalts geschritten werden. Er bestand, ausser aus hineingefallener Erde, nur aus Asche und einigen Knochenüberbleibseln. [10]
Diese Schilderung schmückte Fahne 1873 in Die Fahnenburg noch weiter aus. Bei den Umbau- und Erweiterungsbauten in den Jahren 1856 und 1857 sind angeblich weitere Funde gemacht worden, die er in aller Ausführlichkeit beschrieb. [11] Tatsächlich sind in Düsseldorf-Rath Grabungsfunde nachgewiesen; ob diese Fahne inspiriert haben, seinem, auch von Merx beschriebenen, Hang zur ausführlichen narrativen Darstellung historischer Begebenheiten nachzugeben und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen, bleibt vorerst noch zu klären. Jedenfalls ist die weitreichende Übereinstimmung der Beschreibungen der Grabungsfunde in Rath wie in Dortmund auffällig, zumal sie in engem zeitlichen Kontext stehen. [12]
Resumée
Vieles im Leben des Anton Fahne bleibt noch unklar. Ungeklärt ist vorerst seine eigene Herkunft. Sein Biograf im ADB nennt zwar sein Geburtsdatum und den Ort, äußert sich aber nicht zu seinem Elternhaus und den sozialen Verhältnissen, aus denen Fahne stammte. Fahne selbst, dessen genealogisches Werk von ungeheurem Umfang ist und dessen Schwerpunkte durch das familiäre Umfeld seiner Ehefrau bestimmt zu sein scheinen, hat zu seiner eigenen Aszendenz nichts veröffentlicht.
Auch sein beruflicher Werdegang, der bislang nur anhand der alten Biografie Schells und des Nachrufs in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins wiedergegeben werden kann, wirft manche Frage auf.
Man kann sich der Vermutung kaum entziehen, dass Fahne durch die Heirat mit Julie Stommel eine nicht unbedeutende gesellschaftliche Aufwertung seiner Person erreichte. Es wurde zu seinem Lebensinhalt, diesen Status nicht durch den allgemeinen politischen wie gesellschaftlichen Wandel wieder einzubüßen und er setzte alles daran, die Bedeutung der alten Adelsfamilien, die für seinesgleichen die Träger der alten Gesellschaftsordnung und damit auch die Träger der rheinisch-westfälischen Geschichte waren, zu erhalten und möglichst zu erhöhen. Dazu waren ihm letztlich sogar Mittel wie die (Ver-)Fälschung und "Ergänzung" historischer Dokumente recht. Immer wieder versuchte er, wie besonders anhand des Streits um die Düsseldorfer Malerschule gezeigt, rheinisch-westfälische Werte gegenüber den "ostländischen" zu schützen und zu konservieren, wohl aus der tief empfundenen Bedrohung, dass dieselben unter der mächtigen aber fernen preußischen Regierung zur Bedeutungslosigkeit herabsinken würden.
Fahnes historisches und genealogisches Werk ist und bleibt umstritten. Um wissenschaftliche Methoden bemühte Genealogen und Historiker vermeiden heute, wie auch zu Fahnes Lebzeiten schon, jeden Rückgriff auf dessen Arbeiten. Seine geschönten Genealogien und idealisierte Geschichtsschreibung kommt dennoch auch heute noch vielen entgegen, die stolz auf die Bedeutung ihrer Vorfahren für die Lokalgeschichte zurückschauen möchten.
Anlässlich des 150-jährigen Bestehens des Historischen Vereins für den Niederrhein brachte Heinz Finger es im Jahr 2004 so auf den Punkt:
- Im vorläufigen Vorstand, der bei der Gründungsversammlung am 17. Mai 1854 eingesetzt wurde, nahm Fahne, der später als kreativer Historiker mit Fälschereigenschaften erkannt wurde, noch das Amt des Vizepräsidenten ein. Schon bald legte er freilich zum Glück für den Verein sein Amt nieder. [13]
Gesamtwerk
Genealogische und Historische Werke
siehe Anton Fahne/Genealogische und Historische Werke
Politische und andere Schriften
siehe Anton Fahne/Politische und andere Schriften
Nachlass
Historisches Archiv der Stadt Köln
Sein Nachlass befindet sich im Historischen Archiv der Stadt Köln. Bereits am "28. Juli 1855 beschloss der Gemeinderat von Köln die Annahme von Archivaliengeschenken Fahnes, der die Quellen nach Auswertung dem sachlich und örtlich zuständigen Archiv übereignen wollte. Nach Fahnes Tod scheiterten zunächst die Verhandlungen wegen einer geschlossenen Übernahme der Sammlung, doch nahm Leonard Korth im Jahre 1891 auf der Fahnenburg bei Düsseldorf für Heft 20 der Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln eine Verzeichnung der Coloniensia vor. Im Februar 1900 konnte dann die Sammlung angekauft werden. Damals wurden die Schreinssachen herausgenommen und von Hermann Keussen den übrigen Schreinsbüchern eingefügt. Desgleichen wurden die Testamente der entsprechenden Abteilung des Archivs eingereiht, auch ein Teil der Urkunden im Haupturkundenarchiv untergebracht. Alle diese Stücke sind dort belassen, aber in die vorliegende Verzeichnung miteinbezogen worden; ein Sternchen hinter der Signatur zeigt an, daß sie heute nicht im Bestand Fahne lagern, sondern unter der angegebenen zweiten Signatur. Lediglich die Schreinssachen konnten nicht berücksichtigt werden, da sich über ihren Verbleib im Einzelfall keine Hinweise erhalten haben; es kann hier nur auf die Verzeichnung von Korth verwiesen werden.
Die Akten sind bei ihrer Übernahme von Johannes Krudewig in einem Repertorium erfaßt worden. Dieses Verzeichnis ist im folgenden nur ergänzt und vor allem um Eigennamenlisten erweitert worden, nachdem die Bände, sofern noch keine Paginierung oder Foliierung vorlag, durchfoliiert wurden. Eine große Anzahl von Bänden hat bereits damals gefehlt; auch ihr Inhalt konnte nicht mehr ermittelt werden; die von Fahne selbst herrührenden Findbehelfe sind unbrauchbar, weil keine Konkordanz über die einstige und jetzige Signierung nachzuweisen ist.
Es sind in der Sammlung Fahne einige Provenienzen zu vermuten, u.a. Bruchstücke aus den Archiven v. Reifferscheidt, v. Enschringen, Rave und des Gerichtes Kreuzberg." [14]
Archiv der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Im Archiv der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf befindet sich im Bestand 1/8, Best. Nr. 254, Nachlassbibliothek Fahne auf der Fahnenburg, 1934-1942 (Vorsignatur: Alte Aken 90) auf einem Blatt eine Gesprächsnotiz, derzufolge im Jahr 1934 ein Herr Dr. Stommel mit der damaligen Landes- und Stadtbibliothek über den verbliebenen Bibliotheksnachlass des Anton Fahne verhandelt hat.
[Maschinenskript:]
3. August 1934 |
Es ist offensichtlich zu keinem weiteren Kontakt mehr gekommen. Ein lange Liste von Wiedervorlageterminen und vergeblichen Anrufen zeugt davon.
Stadtarchiv Düsseldorf
Im Archiv der Stadt Düsseldorf befindet sich ein autographisches Dokument von Anton Fahne, das im Moment noch nicht näher beschrieben werden kann. Außerdem ist dort im Bildarchiv unter der Signatur 035-185 ein Bild von Haus Fahneburg [sic!] nachgewiesen.
Benutzte Quellen/Literatur
- ↑ Heiratsurkunde 26/1835 im Heiratsregister der Sammtgemeinde Eckamp (Düsseldorf)
- ↑ Mitteilung Klaus Rothschuh nach Recherche im Bistumsarchiv Münster
- ↑ Anton Fahne: Geschichte der adligen Familie von Stommel in ihren verschiedenen Linien am Rhein, in Hessen und in der Wetterau, als Manuskript gedruckt, Düsseldorf, 1845. (Transkription in der DigiBib), Stammtafel 2
- ↑ Anmerkung: die Leitung wechselte erst 1859
- ↑ 5,0 5,1 Schell, O.: „Fahne, Anton“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 48 (1904), S. 483-485 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116381493.html. (24.02.2006), hier: S. 484
- ↑ NN, Anton Fahne, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 19/1883, Seite 207 - 211.
- ↑ HÖGEL, Günter, Wiedereröffnung des Stadtarchivs Dortmund. Tradition und Zukunft, in: Der Archivar, Heft 4, 52/1999, Online-Version (16.02.2006)
- ↑ 8,0 8,1 8,2 8,3 RÜBEL, Karl, Zur Kennzeichnung der Fahneschen Veröffentlichungen über Dortmunder Geschichte, in: Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark [Hrsg.], Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, 18/1910, hier S. 283 - 299.
- ↑ FAHNE, Anton, Die Herren und Freiherren v. Hövel nebst Genealogie der Familien, aus denen sie ihre Frauen genommen, (Geschichte von hundert rheinischen, westphälischen, niederländischen und anderen hervorragenden Geschlechtern), Band 1.1, Geschichte der verschiedenen Familien von Hövel, Cöln, 1860.
- ↑ FAHNE, Anton, Schloss Roland, seine Bilder-Gallerie und Kunstschätze, Mit Kupferstichen, Lithographien u. Holzschnitten von Ernst Frölich, T. W. Th. Jansen [u.a.] sowie mit den Monogrammen d. Künstler, Cöln, 1853.
- ↑ FAHNE, Anton, Die Fahnenburg und ihre Bildergallerie, unter Rückblick auf die Geschichte ihrer Umgebung, Cöln, 1873.
- ↑ MERX, Otto, Der rheinisch-westfälische Historiker und Genealoge A. Fahne als Geschichtsfälscher, in: Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark [Hrsg.], Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, 22/1913. hier: S. 324: Es ist eine wunderschöne Geschichte, die Fahne hier erzählt; es ist nur schade, daß man beim Durchlesen derselben sofort Zweifel bekommt, ob sie der Wahrheit entspricht.
- ↑ FINGER, Heinz, Anton Josef Binterim, der "Geistige Vater" des Historischen Vereins für den Niederrhein, in: AHVN 207/2004, Seite 33 - 61.
- ↑ BRINCKEN, Anna-Dorothee von den, Die Sammlungen Lückger und Fahne im Stadtarchiv Köln, a.d.R.: Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, Köln, 1965.
Weitere Literaturhinweise
- Historisches Archiv der Stadt Köln, Nachlass Anton Fahne (20.10.2008)
- RECUM, Franz-Dietrich von, Die Adelsgenealogie-Produktion des Anton Fahne, in: Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde 40=90/2002, Heft 8, Seite 239-241.
- RÜBEL, Karl, Fahnesche Fälschungen, in: Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark [Hrsg.], Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, 22/1913, hier S. 118 - 121.
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