Alte Glashütten in Württemberg

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Disambiguation notice Glashütten ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Glashütten.


Einleitung

Glasmacher im mittelalter.jpg

In einem geographischen Gebiet, das durch die Städte Stuttgart, Heilbronn, Ellwangen und Göppingen begrenzt wird, sind eine Reihe sehr alter Glashütten bekannt. Im Schurwald und in den Welzheimer, Mainhardter und Ellwanger Wäldern sind Glashütten z.T. seit 1400 bekannt. Sie wurden sehr häufig von Glasmachern mit dem Namen GREINER betrieben.

Eine sehr anschauliche Panoramakarte zeigt das Gebiet des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald. Eine weitere sehr anschauliche Karte findet sich bei wikipedia.

Im folgenden Artikel sollen einige der zahlreichen Glashütten und soweit bekannt, deren Glasmacher benannt werden.

Die Glashütten in Württemberg beschreibt Karl Greiner [1] und nennt 24 Glasmacher namens GREINER.

Glashütten

im Schurwald

Für den Schurwald nennt Karl Greiner vier Glashütten. Auf der Seite 18 schreibt Gerhard Greiner [2] in seinem Buch, dass der Schurwald die Urheimat der Greiner-Sippe gewesen sei.

Baiereck

Bereits 1400 soll im Nassachtal eine "obere" Glashütte errichtet worden sein. Es werden in einem Kaufvertrag von 1465 ein Peter Glaser und 1466 ein Michael Glaser von Baiereck genannt. Es wird vermutet, dass hier die Berufsbezeichnung den Namen GREINER ersetzt hat.

Nassach

Ein Hüttmeister Christian Greiner ist für das Nassachtal 1504 urkundlich nachgewiesen. In diesem Jahr tauscht er gegen Güter die "untere" Glashütte dem Kloster Adelberg nebst einer zur Glashütte gehörenden Kapelle St.Peter.

Man geht davon aus, dass die GREINER im Nassachtal seit 1450 siedelten.

Fliegenbach

Karl Greiner gibt eine "mittlere" Glashütte an, die für 1477 in den Urkundenregesten des Kloster Adelbergs erwähnt sind.

1535 verkauft wiederum ein Hüttenmeister Christian Greiner seinen Hof "im Fluigenbach".

Flur Katzenbach

Eine vierte Glashütte lag östlich von Hohengehren (= ein Ortsteil von Baltmannsweiler auf der Flur Katzenbach.


im Welzheimer Wald

Aichstrut, Schadberg, Wighartsreute

Bereits 1278 wird in einer Verkaufsurkunde "apud glasarios" die wohl älteste Glashütte im Welzheimer Wald erwähnt.

Walkersbach

Die bekannteste und am längsten betriebene Glashütte Walkersbach bei Plüderhausen ist auf den Seiten der Gemeinde Plüderhausen sehr ausführlich dokumentiert.

So heißt es dort: Im Jahre 1508 erscheint als erster Pächter der herzoglichen Glashütte, der Hüttenmeister Peter Greiner. In den folgenden 200 Jahren gehören alle Hüttenmeister der genannten Familie an. Es kann fast von einem Monopol dieser Glasmacherfamilie gesprochen werden. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die Familie Greiner die Rezepte für den Glasfluss geheimhielt.

An anderer Stelle heißt es auf der o.g. Intenetseite, dass eine urkundliche Erwähnung von Walkersbach aus dem Jahr 1523 stammt. Bereits damals gab es eine katholische Kapelle in Walkersbach, die - wie auch die Kirche in Haubersbronn - zu Oberurbach gehörte. 1536 vermutlich im Zusammenhang mit der Reformation verkaufte das Benediktinerkloster Elchingen bei Ulm seine Besitzungen um Walkersbach an den Herzog Ulrich von Württemberg. Danach wurde Walkersbach evangelisch.

Im 30jährigen Krieg musste die Hütte ihre Produktion einstellen.

Bereits 1687 gab es größere Probleme mit der Holzbeschaffung. Ein Hüttenmeister Hans Jakob Greiner beschwerte sich 1703 beim Herzog über einen Forstmeister, weil dieser ihm verschiedene Strafen wegen unberechtigten Holzhauens auferlegt und ihm zu wenig Holz zugewiesen hatte. "Er habe 11 Laboranten und sei selbst ein armer, mit 9 Kindern beladener Mann."

1710 wird zum letzten Mal von der Walkersbacher Glashütte berichtet.

Am 28. November 1714 wurde die Glashütte als "abgegangen" bezeichnet. Als Schließung wird im allgemeinen das Jahr 1712 angenommen.

1715 erwarb Jakob Greiner für 40 Gulden das Herrenhaus aus herzoglichem Besitz. Hier wurde später das Gasthaus "Zur Krone" und die erste Walkersbacher Schule eingerichtet.

im Mainhardter Wald

Nach Karl Greiner gibt es im Mainhardter Wald bereits gesicherte Nachweise über Glashütten aus dem 15.Jahrhundert. Anders als im wikipedia-Artikel stammen die ersten Glasmacher wahrscheinlich nicht aus Böhmen, sondern gehörten ebenfalls zu den Ur-Greiner.

Stangenbach

Stangenbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Wüstenrot und auch der Name eines 4 km langen Baches , der in die Lauter mündet.

Für die Glashütte Stangenbach existiert der älteste erhaltene Bestandsbrief, ausgestellt 1505 von Herzog Ulrich von Württemberg, der einen Melchior Greiner nennt. Dieser Bestandsbrief ist im Buch von Karl Greiner abgebildet und zumindest teilweise im Buch von Gerhard Greiner ins moderne Deutsch übersetzt.

Man geht allgemein davon aus, dass der im Bestandbrief genannte Melchior Greiner ein Sohn des Peter (II) Greiner aus dem Nassachtal ist. 1529 wird die Glashütte wohl seinem Sohn, einem Hans Greiner für 16 Jahre geliehen, der sie wiederum 1550 an seinen Bruder Ulrich von Finsterrot verkaufte.

1690 wurde nach einer privaten Homepage zu Stangenbach die Glasherstellung in Stangenbach eingestellt.

Glasmeister

im Schurwald

Von den bei vielen Familienforschern als Spitzenahnen GREINER dokumentierten Glasmachern *1415 Peter (I) und dessen Söhnen *1440 Peter (II) und Michael, dürfte *1440 Peter (II) derjenige aus dem Kaufvertrag von 1465 genannte sein. Ihm werden mindestens drei Söhne zugeordnet: Peter (III), der 1508 in der Glashütte Walkersbach in Erscheinung tritt, Hans (I) geboren um 1465, der nach Thüringen auswandert und Stammvater der Thüringer Greiner-Linie wird und ein Melchior, der 1505 für die Glashütte Stangenbach dokumentiert ist.

In der 4.Auflage schreibt Gerhard Greiner über die Stammfolge der Ur-Greiner weiter, dass der o.g. Michael Greiner 1466/69/78 für die Glashütte Fliegenbach erwähnt wird. Sein Sohn Christian wird 1504/25 für Baiereck genannt, ebenso wie seine Enkel Christian, Lienhard und Siegmund (Söhne des Christian) 1545 als Hüttenmeister von Baiereck dokumentiert seien. Weitere Söhne des Christian sind Hans und Veit. Es werden keinerlei Geburts- oder Sterbedaten angegeben.

Andere Genealogen gehen von alternativen Stammbäumen aus. Neuere Forschungserkenntnisse lassen einen um 1440 geborenen Endreß Greiner als Vater der vier Brüder:

Christian,

Peter (III), der 1508 in der Glashütte Walkersbach in Erscheinung tritt,

Hans (I) geboren um 1465, dem Stammvater der Thüringer Greiner-Linie

Melchior, der 1505 für die Glashütte Stangenbach

Diese vier Brüder stammen aus einer Geschwisterreihe mit 16 Kindern.

Endreß Greiner wird auch von Adolf Walcher als Stammvater der vielen Glasmacher-Greiner genannt (vgl. dazu den Internetartikel über seinen Vortrag über die schwäbischen Glashütten.

Man darf nicht übersehen, dass es keine urkundlichen Nachweise der Abstammungsfolge gibt, sondern es wird aufgrund der räumlichen Nähe der genannten Glashütten von einer engen Verwandtschaft ausgegangen.

im Welzheimer Wald

Peter (III), der 1508 in der Glashütte Walkersbach in Erscheinung tritt, gilt als Nachkomme der GREINER aus dem Nassachtal. Sein Geburtsjahr könnte um 1470 liegen und mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte er nicht nur die vier Söhne Peter (IV); Blasius, Endris und Bastian.

Ein Blasius Greiner ist als Wiedertäufer bekannt. Von ihm weiß man, dass er Hüttenmeister in Walkersbach war und im März 1567 verhaftet und nach Maulbronn ins Gefängnis gebracht wurde. Im Mai 1569 widerrief Greiner in der Kirche zu Schorndorf. Während es an in der Deutschen Biographie heißt, seine Familie erscheine noch lange in den Württemberger Täuferakten, wird an anderer Stelle vermutet, er habe Württemberg verlassen.

So kann man es z.B. im Amtsblatt der Stadt Lauscha vom April 2011 ab S.19 nachlesen. Dort heißt es auch, dieser Blasius Greiner sei ein Sohn des Peter (III) aus Walkersbach gewesen und habe nach seiner Entlassung 1569 mit einem Teil seiner Familie Württemberg verlassen und sei vermutlich nach Böhmen gezogen.

Interessanterweise kann man in der Mormonendatenbank eine Reihe von GREINER aus Walkersbach finden. So zum Beispiel die neun Kinder des Jakob Greiner, der sich 1703 beschwert hatte. Sie sind zwischen 1682 und 1697 geboren, nur vom letzten Kind ist ein konkretes Geburtsdatum genannt. Desweiteren ist das Sterbedatum des Jakob Greiner mit 30.Nov.1713 angegeben, als Sterbeort ist Stangenbach genannt. Das passt wiederum zu der Tatsache, dass die Glashütte Walkersbach wohl 1712 aufgegeben werden musste.

im Mainhardter Wald

Für die bereits 1505 dokumentierte Glashütte Stangenbach wird ein Melchior Greiner genannt.


Literatur

  1. Lit.: Karl Greiner: Die Glashütten in Württemberg, Franz Steiner Verlag GmbH Wiesbaden 1971; hier S. 4 bzw. Inhaltsangabe
  2. Lit.: Gerhard Greiner: Der Schwabe Hans Greiner 1465-1532. Familiengeschichte der Thüringer-Greiner als genealogische Stammfolge über XI/XII Generationen. 3.Auflage 1991 Rödental 1988


Forscherkontakte

Siehe auch