Brionischken

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Hierarchie

Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast > Brionischken
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Heydekrug später Kreis Elchniederung > Brionischken




Fähre bei Brionischken
Brionischken
Brionischken in der Memellandkarte


Einleitung

Hochwasser 1914: Von Eis beschädigte Bäume in Adlig Brionischken

Brionischken, Kreis Heydekrug, Ostpreußen

  • Mit "Adlig" wird ein adliger Gutsbesitzer mit den entsprechenden adligen Vorrechten bezeichnet: hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Jagd- und Fischereirecht, Patronat, Brauerei-, Brennerei-, Verlagsgerechtigkeiten, Herrschaftsrecht gegenüber dem Personal. Selbst der König konnte in diese Rechte nicht eingreifen. Ab 1800 wurden die adligen Güter Rittergüter genannt.[1]


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensbedeutung

Der Name bezieht sich auf die französische Adelsfamilie Brion. (Siehe Verschiedenes)


Allgemeine Informationen

Politische Einteilung


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Brionischken gehörte 1912 zum Kirchspiel Ruß.


Bewohner


Geschichte

Hr. Friedr. Von Götzen Kruk auf der Carte des terres devant le Curis H [affe] [de] cote du Memmel, ca. 1670, 1:55 000, Sign. N 11999/50
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
  • Der ganze adliche Besitz im Kreisgebiete beschränkte sich, von den Kurländern und Polen abgesehen, auf Krüge. Hans Goetz oder v. Goetzen, Amtshauptmann zu Memel, erhielt auf sein Ansuchen ein unbesetzte, gebäudeloses Fischererbe in Ruß am Strom, Lukischke oder Lukait genannt, bestehen aus Hof- und Gartenstätte und Wiesen, zur Anlegung eines Kruges gegen 5 Mk. Wiesen-Zins zu adlig-kölm. Rechten 24. Septr. 1615, vertauschte aber diese Stelle gegen die anstoßende bessere des Bajorgollis. Zwar schenkte 1708 Bogustaw Reinhard v. Goetzen dem treuen Diener seiner Familie, Christoph Riednitz, diesen Krug nebst den dabei vorhandenen zwei Kummettern, es muß aber dann doch diese Schenkung annulliert oder auf sonst eine Weise der Krug zu Adlig Götzhöfen zurückgekommen sein, da er 1. August 1721 mit diesem Gute dem Generalmajor und Kommandanten von Memel, Carl de Brion, Baron de Lux, verkauft wird. Es ist das spätere Brionischken.[7]
  • ... Von dem Rest der Kuwertschen Begüterungen verkaufte Adlig Brionischken, daß heißt den Krug in Ruß mit Brauerei- und Brennereigerechtigkeit, den Gärtnern, den 28 Mo. 56 Ru. adlig Land und den Wiesenplätzen, der kleinen Fischerei in den Gutsgrenzen und der zum Kruge geschlagenen Fähre nebst Land, die verwittwete Frau Kuwert am 19. Februar 1772, confirm. 28. April, durch das Justizcollegium zu Memel für 2000 Thlr. ihrem Sohne Johann Friedrich Kuwert, geb. 1748, immatr. zu Kgsbg. 4. April 1767, irrthümlich als "Kubert". ... Er verpachtete Adlig Brionischken an Carl Gotthard Speyer ... und verkaufte am 1. Juni 1791 sein Besitzthum, auf dem 1781 schon 16 Gärtner wohnhaft waren, nebst dem 1780 entstandenen Grund und Gartenplatz am Skirwiethfluß für 8000 Thlr. und 50 Dukaten Schlüsselgelder dem kölmischen Gutsbesitzer Christian Froese aus Kalwelischken. ... Beim Kruge war eine Hökerbude; neben ihm war 1778 ein Zins-Wohnhaus (zum Vermiethen) erbaut. Seinen Gutsleuten, die in eigenen Häusern gegen Jahreszins und gewisse Scharwerkstage wohnten, ertheilt Kuwert das schöne Lob, daß er nach 19-jährigem Besitz "denen Gutsleuten das vorzügliche seltene Zeugniß zu geben sich nicht enthalten kann, daß sie ihm nicht allein zu allen Zeiten gefolget, ihre Dienste wetteifernd geleistet, sondern sich selbst und mit ihren Nachbarn so verträglich betragen, daß nie eine Klage noch weniger ein Proceß unter selbigen vorgefallen". Kuwert starb zu Königsberg 22. November 1794. Der Kirche zu Ruß stiftete er 15. August 1776 einen kleinen silbernen Abendmahlskelch Tilsiter Arbeit "Zum Andenken seines Geburtsorts". Adlig Brionischken ist seitdem bei der Familie Froese geblieben. Friedrich Franz Froese erbaute 1809 laut Concession der Gumbinner Regierung vom 6. Februar ein Windmühle.[8]


Weitere geschichtliche Notizen

  • Aus dieser zur Zeit der Religions-Unruhen in die brandenburgischen Staaten gekommenen altadeligen französischen Familie trat Jaque de Brion de Lux im Jahre 1686 in den Kriegsdienst, war 1718 Generalmajor, 1722 Commandant von Memel and starb daselbst am 24. April 1728.[9]
  • Capitän Friedrich Wilhelm de Brion de Lux, Erbherr auf Adlig Goetzhöfen[10]
  • 1736 Cap. von Brion in Ruß, notiert unter "Cöllmer"

Aus dem Memeler Dampfboot vom 1.5.1959

Da durch den Rußstrom jetzt die Grenze zwischen Sowjetlitauen und dem Gebiet von Königsberg, das ja sowjetrussisch ist, verläuft, gibt es auch keinen Fährverkehr von Ruß nach Adlig Brionischken und Elchwinkel mehr. Die alten Russer werden noch mit Wehmut daran denken, wie gern sie dort drüben im Gasthaus Forstreuter saßen und die guten Sachen tranken, die es bis 1939 dort gab. In Elchwinkel stehen nur noch die Schule und das Wachtmeisterhaus. Das Gut Adlig Brionischken samt sämtlicher Häuser von Elchwinkel ist abgebrannt.


Verschiedenes

Memeler Dampfboot vom 03.09.1925

Aus der Geschichte von Adl. Brionischken

Wo heute Brionischken steht, war vor 300 Jahren kein Haus und keine Wohnung; weil früher dort ein Fischer Lukis gewohnt hatte, nannten es die Leute Lukischken. Nun war in Memel seit dem Jahre 1602 ein adliger Herr, Hans von Götz, Amtshauptmann, also der höchste Beamte, Vertreter des Landesfürsten; dem gefiel auf einer Reise die Stelle. Memel und Heydekrug bildeten damals einen Kreis. In jener Zeit war es Sitte, daß den Beamten, weil ihr Gehalt nur sehr klein war, die Erlaubnis gegeben wurde, einen Krug zu bauen oder zu übernehmen; sie verpachteten ihn meistens, bekamen aber den ganzen Gewinn und mußten ihrerseits nur einen kleinen Zins an den Kurfürsten zahlen. So erlaubte der Kurfürst Johann Sigismund am 24.November 1615 dem Hauptmann in Mümmel (Memel) Hans von Götz, „auf dem wüsten Fischererbe in der Russe, über den Strom gelegen, Lukischken genannt, einen Krug zu seinem Besten anzulegen“, wofür jährlich 5 Mark Zins gezahlt werden mußte. Dieser Hans von Götz oder Götzen war Amtshauptmann in Memel 37 Jahre lang und starb 1639. Später war sein Sohn Friedrich 1653 – 1672 auch Amtshauptmann und erhielt ein Gut Rottersland, das dann als adliges Gut Götzhöfen genannt wurde, das heutige bekannte Gut im Kirchspiel Memel. Brionischken war also und wurde immer genannt ein Vorwerk von Götzhöfen. Später kam nach Memel, das damals eine Festung war,als Kommandant ein früherer französischer Adliger, Charles de Brion, der 1685, als die evangelischen Franzosen um ihres Glaubens willen aus ihrem Vaterlande vertrieben wurden, als Kind oder Jüngling nach Preußen gekommen war. Dessen Sohn, genannt Kapitän und Baron de Brion, kaufte das Gut Götzhöfen und besaß also auch das Vorwerk bei Ruß. Nach seinem Namen hieß nun das Grundstück und heißt noch heute Brionischken.

Im Jahre 1754 kaufte es der Amtsrat Johann Gottfried Kuwert in Ruß für 850 Tlr. Dieser hatte die erste Fähre bei Ruß eingerichtet; durch Vertrag vom 19.August 1751 hatte er die Erlaubnis erhalten, eine Fähre über den Skirwiethstrom anzulegen und zu unterhalten. Diese Fähre ging nicht da, wo sie heute besteht, sondern sie führte vom Dommeschfluß nach dem gegenüberliegenden „Ponnierte Rage“, sogleich hinter der heutigen Skirwieteller Schneidemühle. Dort war der Strom damals schmäler als heute, so daß die Reisenden von Kaukehmen, wenn sie nicht die Pferde drüben lassen wollten, bisweilen mit ihnen durch den Strom schwammen, freilich mit Lebensgefahr. Nach Errichtung der Fähre fuhren dann die Fuhrwerke wahrscheinlich durch den flachen Pokallnafluß nach Ruß. Aus jener Zeit gehört noch jetzt ein Grundstück, das alte Fährgrundstück auf der Skirwieteller Seite, zu Brionischken. Nach dem Tode des Amtmanns Kuwert verkaufte seine junge Witwe, die dann den Amtsnachfolger, Leutnant Brandenburg, heiratete, 1772 das Gut an Johann Friedrich Kuwert, der der Sohn des ersten Kuwert aus erster Ehe war, für 2000 Taler. Dieser war zuerst Soldat und hatte dann angesehene Zivilstellungen, zuletzt als Kriegsrat und Obersalzfaktor in Königsberg. Von ihm hat die Kirche in Ruß noch einen kleinen Abendmahlskelch mit der Inschrift: „Zum Andenken seines Geburtsorts einverleibet der Kirche zu Ruß diesen Kelch Herr Johann Friedrich Kuwert, Regiments-Quartiermeister des Fried. Gen. Maj. Graf zu Anhaltischen Infant.-Regiments und Besitzer des Adl. Gutes Ruß den 15.August 1776.“ Hier wird also Brionischken noch das Adl. Gut Ruß genannt.


Karten

Brionischken auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Oben links in der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000



Brionischken im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Brionischken und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Brionischken im Norden in der Gemeinde Elchwinkel im Messtischblatt 0794 Russ (1910-1940) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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Quellen

  1. Staßewski, Kurt von, Stein, Robert Hrsg.: Was waren unsere Vorfahren?, Amts-, Berufs- und Standesbezeichnungen aus Altpreußen, Königsberg 1938, Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen Hamburg 1991
  2. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  3. Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
  4. Urmesstischblatt von 1860
  5. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  6. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  7. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920, S. 64f
  8. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920, S. 117f
  9. Brion, die Herren von, in Neues preussisches Adels-lexicon von Leopold Zedlitz-Neukirch, S. 312
  10. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920, S. 113