Landkreis Dieburg/Adressbuch 1950
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Landkreis Dieburg/Adressbuch 1950 | |
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Bibliografische Angaben
Titel: | Einwohnerbuch des Kreises Dieburg |
Untertitel: | Vollständiges Einwohnerbuch des Kreises Dieburg mit folgenden Stadt- und Landgemeinden: ... |
Erscheinungsort: | Frankfurt <Main> |
Verlag: | Süddeutsche Werbezentrale Thörmer & Schaller |
Erscheinungsjahr: | 1950 |
freie Standort(e) online: | Digitalisat in der DigiBib |
Enthaltene Orte: | Altheim, Asbach, Babenhausen, Billings mit Teilgemeinde Meßbach und Nonrod, Brensbach, Dorndiel, Eppertshausen, Fränkisch-Crumbach, Georgenhausen, Groß-Bieberau mit Teilgemeinde Hippelsbach, Groß-Umstadt, Groß-Zimmern, Gundernhausen, Habitzheim, Harpertshausen, Harreshausen, Hergershausen, Hering, Heubach, Kleestadt, Klein-Bieberau mit Webern, Klein-Umstadt, Klein-Zimmern mit Grube Messel, Langstadt, Lengfeld i.O., Lichtenberg-Obernhausen, Mosbach, Münster b. Dieburg, Nieder-Klingen, Niedernhausen, Nieder-Roden, Ober-Klingen, Ober-Roden mit Messenhausen, Radheim, Raibach, Reinheim i.O., Richen, Rodau, Schaafheim, Schlierbach, Semd, Sickenhofen, Spachbrücken, Steinau, Ueberau, Urberach, Wersau, Wiebelsbach mit Frau Nauses, Ober-Nauses und Schloß Nauses, Zeilhard |
Erfassung im Rahmen des Projekt Adressbücher
Kontakt: | Adressbuchteam |
Vorlage: | DjVu von Originalvorlage |
Datenbankabfrage: | Adressbuch 406 |
Bearbeitungsstand: | Daten komplett online (2011-11-28) |
Bearbeiter: | E. Winter OTRS-Ticket 2011102710000105 (lesbar nur für OTRS-Betreuer) |
Editionsrichtlinien (DigiBib)
- Es gelten die GenWiki-Editionsrichtlinien.
Bearbeiter (DigiBib)
- Vorlage und Scans: Ernst-Peter Winter
- DjVu und Projektanlage: Marie-Luise Carl
Bearbeitungsstand
Projektvorstellung: September 2011
Informationen zu den Gemeinden
Gemeinde | GOV-Kennung Gemeinde | Ortsteil | GOV-Kennung Ortsteil | Allgemeine Infos | Einwohner 1949 | Seite im AB |
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Altheim | Altheim | ALTEIM_W6111 | 1270 | 41 | ||
Asbach | Asbach | ASBACHJN49JS | 475 | 45 | ||
Babenhausen | Babenhausen | BABSENJN49LX | 3757 | 47 | ||
Billings | Billings | BILNGSJN49JS | Billings mit 284, Meßbach mit 128 und Nonrod mit 125 Einwohnern | 537 | 64 | |
Billings | Meßbach | MESACHJN49JR | ||||
Billings | Nonrod | NONRODJN49JS | ||||
Brensbach | Brensbach | BREACHJN49KS | 1489 | 66 | ||
Dieburg | Dieburg | DIEURGJN49KV | 8120 | 1 | ||
Dorndiel | Dorndiel | DORIEL_W6111 | 379 | 73 | ||
Eppertshausen | Eppertshausen | EPPSENJN49KW | 2410 | 75 | ||
Fränkisch-Crumbach | Fränkisch-Crumbach | FRAACHJN49KR | 2420 | 83 | ||
Georgenhausen | Georgenhausen | GEOSENJN49JU | 560 | 90 | ||
Groß-Bieberau | Groß-Bieberau | BIERAUJN49KT | fast 3.000 | 93 | ||
Groß-Bieberau | Hippelsbach | object_293711 | ||||
Groß-Umstadt | Groß-Umstadt | GROADTJN49LU | fast 6.000 | 105 | ||
Groß-Zimmern | Groß-Zimmern | ZIMERNJN49JV | ohne Angabe | 127 | ||
Gundernhausen | Gundernhausen | GUNSENJN49JU | 1756 | 150 | ||
Habitzheim | Habitzheim | HABEIM_W6111 | 1340 | 154 | ||
Harpertshausen | Harpertshausen | HARSE1_W6111 | 455 | 158 | ||
Harreshausen | Harreshausen | HARSEN_W6111 | ca 630 | 160 | ||
Hergershausen | Hergershausen | HERSEN_W6111 | 1131 | 162 | ||
Hering | Hering | HERING_W6111 | 570 | 166 | ||
Heubach | Heubach | HEUACH_W6111 | 1350 | 168 | ||
Kleestadt | Kleestadt | KLEADT_W6111 | 725 | 172 | ||
Klein-Bieberau | Klein-Bieberau | KLERAUJN49JS | 356 | 175 | ||
Klein-Bieberau | Webern | WEBERNJN49JR | ||||
Klein-Umstadt | Klein-Umstadt | object_280690 | 1330 | 176 | ||
Klein-Zimmern | Klein-Zimmern | object_281347 | 1175 | 179 | ||
Klein-Zimmern | Grube Messel | object_281348 | ||||
Langstadt | Langstadt | LANADT_W6111 | 980 | 182 | ||
Lengfeld im Odenwald | Lengfeld im Odenwald | LENELD_W6111 | 2025 | 185 | ||
Lichtenberg-Obernhausen | Lichtenberg-Obernhausen | LICERGJN49JS; OBESENJN49JS | 570 | 192 | ||
Mosbach | Mosbach | MOSACH_W6111 | 894 | 194 | ||
Münster bei Dieburg | Münster bei Dieburg | MUNTERJN49KW | 4610 | 197 | ||
Nieder-Klingen | Nieder-Klingen | KLIGE1_W6111 | 730 | 211 | ||
Niedernhausen | Niedernhausen | NIESENJN49JS | 778 | 215 | ||
Nieder-Roden | Nieder-Roden | RODDE1_W6051 | 3000 | 217 | ||
Ober-Klingen | Ober-Klingen | KLIGEN_W6111 | 882 | 225 | ||
Ober-Roden | Ober-Roden | RODDEN_W6051 | 4500 | 229 | ||
Ober-Roden | Messenhausen | MESSEN_W6051 | ||||
Radheim | Radheim | RADEIM_W6111 | 680 | 240 | ||
Raibach | Raibach | RAIACH_W6111 | ca. 600 | 242 | ||
Reinheim im Odenwald | Reinheim im Odenwald | REIEIMJN49KU | 3675 | 246 | ||
Richen | Richen | RICHEN_W6111 | 745 | 259 | ||
Rodau | Rodau | RODDAUJN49JS | 428 | 261 | ||
Schaafheim | Schaafheim | SCHEIMJN49MW | 3020 | 263 | ||
Schlierbach | Schlierbach | object_281351 | 525 (510) | 271 | ||
Semd | Semd | SEMEMD_W6111 | 1430 | 273 | ||
Sickenhofen | Sickenhofen | SICFEN_W6111 | 751 | 277 | ||
Spachbrücken | Spachbrücken | SPAKENJN49KU | 1592 | 279 | ||
Steinau | Steinau | STENAUJN49JR | 290 | 284 | ||
Ueberau | Ueberau | UEBRAU_W6101 | ohne Angabe | 285 | ||
Urberach | Urberach | URBACH_W6074 | 3540 | 289 | ||
Wersau | Wersau | WERSAUJN49KS | 1060 | 298 | ||
Wiebelsbach | Wiebelsbach | WIEACH_W6111 | 900 | 301 | ||
Wiebelsbach | Frau Nauses | FRASES_W6111 | ||||
Wiebelsbach | Ober-Nauses | NAUSES_W6111 | ||||
Wiebelsbach | Schloß Nauses | object_275857 | ||||
Zeilhard | Zeilhard | ZEIARD_W6101 | 830 | 306 |
Ortsbeschreibungen
Altheim
Obwohl Altheim, wie schon sein Name sagt, eine uralte Siedlung gewesen ist, hören wir erst seit 1317 in Urkunden von ihm. Damals hieß das Dorf Groß-Altheim zum Unterschied von Klein- oder Hinter-Altheim, das, bei der heutigen Stadthäusermühle östlich von Altheim gelegen, im 30jährigen Krieg ausgegangen ist. Daß die Gemarkung Altheims schon seit ältester Zeit besiedelt ist, beweisen vorgeschichtliche Ausgrabungen aus den Jahren 1935 und 1936. Damals fand man jungsteinzeitliche Wohngruben (die ersten dieser Zeit in Starkenburg, ca. 3000 v. Chr.), und ein Hallstattgrab (ca. 600 v. Chr.) mit einer bis-her einzig dastehenden Henkelschale (jetzt im Landesmuseum in Darmstadt). Auch römische Funde sind schon gemacht worden; im Süden des Dorfes geht im Forst die sogen. „Hohe Straße", eine alte Römerstraße, von Dieburg nach Obernburg a. M. In Altheim hatten drei adelige Familien Rechte und Besitzungen, die Krieg, Schade und Gayling. Das Adelsgeschlecht derer von Gayling wird schon 1080 auf einem Turnier in Augsburg genannt. Ihr Wappen, eine silberne Hirschstange mit linksgedrehten Enden auf blauem Grunde, ist noch heute in der Kirche des Dorfes zu sehen. Die evangelische Kirche ist die einzige Sehenswürdigkeit Altheims. Ihr ältester Teil, das Schiff, stammt aus dem 11. Jahrhundert, der gotische Chor aus 1466; der Turm wurde 1518 gebaut und ist über 45 Meter hoch. Des hohen Turmes wegen wurde Altheim urkundlich von etwa 1560—1860 „Spitzaltheim" genannt, und heute kennt jeder „Spitzaltheim" besser als Altheim. Die Kirche ist seit 1545 evangelisch, wurde 1930 im Innern neu hergerichtet und bildet das Schmuckstück der Gemeinde. Das Dach des Kirchturmes wurde 1937 neu gedeckt. Reste alter Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert und ein Weihwasserbecken aus dem 13. Jahrhundert sind noch erwähnenswert.
Die Herren des Dorfes waren von 1527—1736 die Grafen von Hanau-Lichtenberg, von 1736—1771 Hessen-Kassel und von da an Hessen-Darmstadt. Selbstverständlich, daß auch Altheim im 30jährigen Krieg furchtbar leiden mußte. 1648 waren höchstens noch zehn Familien hier seßhaft. Aber mit zäher Zuversicht und unbeugsamem Glauben haben sich die Altheimer gehalten und noch heute bebaut ein kräftiges Bauerngeschlecht in unermüdlichem Fleiß die eigene Scholle. 1930 half die Feldbereinigung den Landwirten zur besseren Bodenbewirtschaftung. 1935 wurde um das Dorf eine Umgehungsstraße angelegt. Auch eine Dorfstraße wurde neu gepflastert.
Altheim zählt heute 1270 Einwohner, meist Bauern und Landwirte; daneben gibt es Bahn- und Fabrikarbeiter, die aber meistens eigenen Grundbesitz haben und dadurch die Liebe zur Heimat und zum Dorfe bewahren.
Babenhausen
Eingebettet in einen Kranz weit ausgedehnter Wälder, über deren Wipfel die Berge des Spessarts und Odenwaldes aufsteigen, und leuchtender Wiesen, durch die die Gersprenz dem nahen Main zueilt, liegt die alte 700jährige Grafenstadt Babenhausen. Schon der erste Blick verrät dir, daß du geschichtlichen Boden betrittst. Über den Schwanengraben hinweg grüßt das mit Mauern und Bastionen umwehrte Schloß; es ist die alte Wasserburg der Grafen von Hanau, deren Seitenlinie Hanau-Lichtenberg hier seit 1458 residierte. Kaum hundert Schritte weiter erblickst du die Quadern der Festungsmauer, die sich noch heute in kreisförmigen Bogen um die Innenstadt zieht. Sie erinnert dich daran, daß schon anno 1295 König Adolf von Nassau der "villa Babenhusen die gleichen Rechte, deren sich Unsere und Unseres Reiches Stadt Frankenvort erfreut und bisher erfreuet hat", verlieh. Von den sieben Türmen sind noch zwei erhalten: der Hexenturm, der an die Zeit des größten Tiefstands deutscher Strafrechstpflege erinnert, und der Breschturm. Hier lebt alles Leid und Elend auf, das der 30jährige Krieg über die deutschen Lande und besonders Babenhausen brachte. Allein das Jahr 1635: Draußen vor der Stadt liegen die Kaiserlichen und wollen den Schweden hinauswerfen; dreimal wird gegen die Mauern Sturm gelaufen und bei einem Turm gen Westen (am Breschturm) wird eine Bresche geschlagen; aber die Verteidiger halten Stand und unverrichteter Dinge muß der Belagerer abziehen. Doch innerhalb der Mauern wütet die Pest und der schwarze Tod spielt 945 Menschen sein unerbittlich Schnitterlied auf.
Vorbei an behäbigen Patrizier- und Burgmannenhäusern, deren Fachwerk sich in leichten Bogen und Ornamenten zu den hohen Giebeln hin verjüngt, vorbei an der alten Schloßkellerei und der Apotheke, einem Schmuckstück eigener Art, vorbei an manch reizvollem Winkel und Erker führt der Weg zum Marktplatz und zur evangelischen Stadtkirche. Hier, in der Gruft, tun alte "Hanauer" ihren letzten Schlaf, hier war es, wo 1544 Luthers Freund, Erasmus Alberus, die neue Lehre predigte; hier steht seit 400 Jahren der berühmte Altarschrein, den man Tilman Riemenschneider zuschreibt, wahrhaft ein Werk edler Einfalt und stiller Größe. — Die nachfolgende Zeit ging an Babenhausen nicht vorbei; außerhalb der Mauern erstanden neue Stadtviertel, schuf der Unternehmergeist mehrere Fabriken, in denen sich heute fleißige Hände regen. Jenseits des Bahnhofs, dem Knotenpunkt der Linien Darmstadt—Aschaffenburg und Frankfurt—Eberbach, liegt die neue Kaserne des ehem. Feld-Art.-Regts. Nr. 61; ihr schließt sich der große Exerzierplatz an, der heute als Flugplatz dient. Hier ist die östlichste Stelle Deutschlands, die von französischen Truppen in der Nachkriegszeit besetzt war. — Und der Bürger Babenhausens? Er liebt seine Heimat; zwar freut er sich im Stillen dieser mannigfaltigen Schönheiten, aber er empfängt den, der zu ihm und zu seiner Stadt kommt, als willkommenen Gast. Komm, wenn der Frühling und Sommer seinen Blütenkranz ums Schloß legt und den Kastanien in den Alleen leuchtende Kerzen aufsteckt, oder wenn der Mond über die Mauern und Türme, über hochgiebelige Dächer sein Licht gießt, und vernimm in Andacht den Sang längstvergangener Jahrhunderte.
Brensbach
Am Mittellauf der Gersprenz, wo das bisher enge Tal sich zu stattlichem Wiesengrund weitet, liegt an waldbedeckte Odenwaldhöhen angelehnt in fruchtbarer Gegend der 1100 Einwohner zählende Marktflecken Brensbach. Alter Kulturboden ist es, auf dem der Ort erstand. Zeugen doch heute noch mehrere Hügelgräber im sog. Oberwald von der frühen Besiedlung des landschaftlich ausgezeichnet gelegenen Platzes, und alte Flurbezeichnungen wie "Heiligtanne" und "Galgeneiche" geben Kunde vom Vorhandensein einer altgermanischen Kult- und Richtstätte.
In vergangener Zeit war Brensbach ein bedeutender Marktort auf der Grenze der alten Grafschaft Erbach gegen die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, wo einheimische, d. h. gräflich-erbachisehe, und "ausländische", d. h. Hessen-Darmstädtische, kurpfälzische, kurmainzische u. a. Krämer und Handwerker ihre Waren feilboten.
Jahrhundertelang gehörte der Ort zur alten Cent Umstadt, deren Territorialherren seit 1521 Kurpfalz und Hessen, damit auch Brensbach oberste Grund- und Gerichtsherren waren, während die Grafen von Erbach die Untergerichtsbarkeit über den Ort ausübten. Von diesen drei Herren waren im Ort die Landgrafen von Hessen und die Schenken von Erbach noch besonders begütert und verfügten über zinspflichtige Höfe und Huben mit Gülten und Zehnten, Fronen und Leibeigenen. Die Beendigung der deutschen Kleinstaaterei am Anfang des 19. Jahrhunderts brachte auch für Brensbach das Ende dieses vielfältigen und zwiespältigen Untertanenverhältnisses; und im Jahre 1806 wurde Brensbach hessisch.
Im heutigen Brensbach geben Landwirtschaft und Handwerk den Bewohnern Arbeit und Brot, Auf fruchtbarem Boden pflanzen fleißige Bauern Getreide, vornehmlich Weizen, und Hackfrüchte. Umfangreich ist auch der Obstbau, und dementsprechend der Obsthandel von Bedeutung. Viel Obst wird im Ort zu Apfelwein und Süßmost verarbeitet, und besonders der Brensbacher Apfelwein wird nicht nur in Brensbach gern getrunken. In den letzten Jahren sind viele Beerenobstkulturen, namentlich Erd- und Himbeeren, entstanden.
Mit der Landwirtschaft wetteifert das Handwerk. Besonders bemerkenswert ist die einheimische Möbelschreinerei, deren Erzeugnisse von hoher Güte sind. Ein altes bodenständiges Gewerbe ist die Stuhlmacherei. Brensbacher Stühle waren einstmals weitherum bekannt und werden heute wegen ihrer schlichten und doch so gefälligen. Form erneut vielfach bevorzugt. Mehrere Galalith-Drehereien sind mit der Herstellung von Füllfederhaltern, Drehbleistiften und Möbelbeschlägen beschäftigt, die in die fernsten Winkel der Welt verschickt werden. Auch die alteingesessene Holzdrechslerei hat gute Aufträge. Als ebenfalls alteingesessene Gewerbe verdienen noch die Sattlerei und der Waagenbau Erwähnung, welch letzterer noch auf rein handwerklicher Grundlage vornehmlich Balkenwaagen baut. Brensbach gehört auch zu den Orten im Gersprenztal, wo alljährlich in der Vorweihnachtszeit die Lebkuchenbäckerei, auch in Heimbetrieben, neu erblüht.
Baulich bemerkenswert ist die auf leichter Anhöhe gelegene alte Kirche aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, die als "Kleinod spätgotischer Baukunst" gilt. Durch eine umfassende Erneuerung im Jahre 1935 ist sie in ihrer hohen Schönheit neu erstanden. Stattlich überragt auch das mächtige Schulgebäude die Bauernhäuser in seiner Nachbarschaft. Drei Volksschulklassen und eine Mädchen-Berufsschule sind darin untergebracht. Des weiteren ist Brensbach Sitz einer ev. Pfarrei und einer Gendarmeriestation, hat Postamt, Spar- und Kreditkasse, Untererhebestelle und Bahnhof an der Nebenbahn Reinheim—Reichelsheim. Die Schönheit undl Gunst der Lage machen den Ort auch zu Ferien- und Erholungsaufenthalten wohl geeignet. Ausgedehnte schöne Wälder mit herrlichen Ausblicken und Ruheplätzen, von denen der um das idyllisch gelegene Eberhardsbrünnchen am anziehendsten ist, laden zu erquickenden Spaziergängen ein, und das unweit gelegene, stolzragende Schloß Lichtenborg, sowie die trotzige Feste Otzberg und der sagenumwobene Rodenstein ermuntern Rüstigere zu größeren Wanderungen in die Umgebung.
Karl Schäfer, der Lehrerdichter und Sänger der Schönheit seiner Odenwaldheimat, ist ein Brensbacher Kind. Die dankbare Gemeinde hat ihrem großen Sohn auf der windumbrausten Höhe des Oberwaldes in der Gestalt einer Eiche ein Denkmal gesetzt.
Heinrich Gunkel, Brensbach
Dieburg
Die Kreisstadt Dieburg zählt zur Zeit 8.120 Einwohner. Abseits des Odenwaldes in der Ebene nördlich vom Gebirge ziehen sich weite ausgedehnte Wälder um die Stadt. Nach Westen und Südwesten liegen die Wälder nach Darmstadt mit Einsiedel an der Straße, nach Südwesten der etwa eine Stunde entfernte Wildpark. Im Osten liegt der staatliche Oberforst, an den sich dann nach Südosten der Mittelforst gegen Groß-Umstadt anschließt.
Die aus dem Odenwald von Süden her fließende Gersprenz wendet sich bald nach Osten dem Main entgegen.
In Dieburg kreuzen sich die Bahnlinien Darmstadt—Aschaffenburg und Offenbach—Reinheim mit einer Abzweigung über Buchschlag nach Frankfurt am Main.
Autostraßen führen über den Einsiedel und Roßdorf nach Darmstadt, über Groß-Umstadt oder Reinheim in den Odenwald, über Babenhausen nach Aschaffenburg zum Main und Spessart, und über Ober-Roden nach Frankfurt a. M. und Offenbach a. M. Die Verkehrsmöglichkeiten sind sehr günstig.
Über die Urbevölkerung weisen die Funde in Dieburg und der näheren Umgebung wenig auf. Im Distrikt Sernet des Dieburger Gemeindewaldes wurden zwar Funde gemacht, wie ohne Drehscheibe hergestellte Aschenurnen, durchbohrte Kieselsteine, aus Lette gestampfte Feuerstätten, die wohl auf die Steinzeiten hinweisen. Viel besser sind wir über die Zeit der römischen Herrschaft in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung unterrichtet. Dieburg hatte eine starke römische Siedlung und reiche Kultur. Der Boden Dieburgs hat reiche Ergebnisse an Funden aus römischer Zeit zutage gefördert. Schon seit Jahren hat man bei dem Bau von Häusern und bei Anlagen von Straßen zahlreiche Reste römischer Kultur gefunden, bis die wissenschaftliche Forschung im Jahre 1926 und 1927, vom Denkmalspfleger Prof. Dr. Behn, Mainz, geleitet, überraschende Erfolge zeitigte. Die römische Stadtmauer wurde festgelegt, die Grundmauern römischer Häuser freigelegt, Heizungsanlagen und Kanäle waren noch deutlich erkennbar. Vor allem aber wurde das römische Mithrasheiligtum entdeckt, dessen Kultbild und weitere Steinmetzarbeiten zum Tageslicht gebracht wurden, die jetzt das Heimatmuseum in Dieburg zieren.
Dieburg war in römischer Zeit eine bedeutende Niederlassung. Im Mittelalter wird die Stadt zum erstenmal urkundlich erwähnt. Sie hieß zu damaliger Zeit Dietburg.
Dieburg gehörte zum Würzburger Besitz. Im 13. Jahrhundert gehörte Dieburg den Büdingern und dann den Iseburgern. 1310 ging Dieburg in kurmainzischen Besitz über, wo es bis zum Untergang des Kurfürstentums 1803 verblieb.
Der Schrecken des 30jährigen Krieges verschonte auch Dieburg nicht, das sich zu einer recht bedeutenden Stadt emporgearbeitet hatte. Nacheinander belagerten Mansfeld und Gustav Adolf Dieburg. Während ersterer den Widerstand nicht brechen konnte, erlag Dieburg unter starker Beschädigung den Schweden. Das bedeutendste Ereignis für Dieburg im 18. Jahrhundert war der Untergang des Mainzer Kurstaates, dem Dieburg ein halbes Jahrtausend angehört hat. Die Zeit der Zugehörigkeit zur Landgrafschaft Hessen im 19. Jahrhundert und der Beginn des 20. Jahrhunderts brachte für Dieburg wieder einen beachtlichen Aufstieg.
Dorndiel
Am Rande des nördlichen Odenwaldes liegt in einem Talkessel, ganz umgeben von Wald, das Dörfchen Dorndiel. Es wird weder von einer Eisenbahn, noch durch eine Autobuslinie berührt. Die einzige Straße führt von Groß-Umstadt, Raibach über Dorndiel nach Wald Amorbach. Einige Waldwege verbinden, das Dörfchen mit den umliegenden Ortschaften (Radheim, Mosbach).
Rund um die katholische Pfarrkirche stehen die Häuser, meist in fränkischem Fachwerkbau. Trotzdem man nur 62 Wohnhäuser zählt, ist es eine selbständige Gemeinde. Von den 378 Einwohnern sind 255 Ortsansässige und 123 Flüchtlinge und Ausgebombte. Der größte Teil der Altbürger sind Landwirte. Die übrigen arbeiten auswärts als Handwerker. Infolge der schlechten Verbindung ist manchem keine Arbeitsmöglichkeit gegeben.
Die Felder liegen rings um das Dorf. Da die bayrische Grenze nur 2 km entfernt ist, zählt ein großer Teil der Äcker zu Bayern, wird aber von den hiesigen Bauern bestellt. Zum. Anbau eignen sich besonders Hackfrüchte und Getreide. Eine weitere Einnahme bedeutet der Obstbau.
Aus der einklassigen Volksschule ist infolge des Zuwachses an Flüchtlingen und Ausgebombten eine zweiklassige zur Notwendigkeit geworden.
Der letzte Krieg hat auch Dorndiel große Menschenopfer gekostet. So sind 11 Söhne und Familienväter gefallen und 8 gelten als Vermißte.
Viele, die durch die Schrecknisse des Krieges hierher verschlagen wurden, und nun wieder sonst irgendwo Unterkunft gefunden haben, verbringen gern ihre Urlaubstage in dem stillen, einsamen Odenwalddörfchen Dorndiel.
Eppertshausen
In alten Urkunden wird der Ort Eppertshausen mit Ecgiharteshuson bezeichnet. Dieser Name wird mit Einhard in Verbindung gebracht. Derselbe war der Gründer der alten Abtei Seligenstadt. Zwischen beiden Orten sollen sehr enge Beziehungen bestanden haben. Der Name "Abtei" für den Walddistrikt östlich von Eppertshausen wird auf die Beziehungen zur Abtei Seligenstadt zurückgeführt.
Eppertshausen gehörte zu früherer Zeit zum Ritterkanton Odenwald und war den Herren von Groschlag, die auf der Burg Stockau residierten, zentbar. Diese standen wieder unter Mainzer Oberhoheit.
Im Jahre 1806 wurde Eppertshausen Isenburgisch, und 1816 kam es mit einem Teil des Fürstentums Isenburg zu Hessen.
Eppertshausen war einmal das Dorf der "Dippenmacher". Die Töpferei stand hier im Orte von Ende des siebzehnten Jahrhunderts bis Ende der 80er Jahre in hoher Blüte. Auch heute befinden sich hier noch einige sehr gut eingerichtete Töpfereien. Der in hiesiger Gemarkung sehr reichlich vorhandene Ton stand auf Grund seiner guten Qualität damals wie heute in sehr gutem Rufe. In den Jahren 1800 bis 1840 wurden laufend große Mengen Ton sowie Töpferwaren von hier nach Holland auf dem Schiffswege versandt. Viele deutsche Städte sind heute noch gute Abnehmer hiesiger Töpfereierzeugnisse.
Außer einigen kleinen Betrieben, die Schamotte- und Tonwaren herstellen, entstand im Jahre 1929 ein moderner Großbetrieb zur Herstellung von Schamotte- und Tonwaren, Besitzer Peter Grün u. Co. Das Werk kam im Jahre 1936 in die Hände des jetzigen Besitzers Otto Dewet Blaschek. Durch die große Beliebtheit der hiesigen Tonerzeugnisse sind die 50 Arbeiter der vorgenannten Firma laufend voll beschäftigt. — Ebenso ist die Herstellung und. der Export der kleineren Schamotte- und Tonwarenbetriebe für die Gemeinde Eppertshausen nicht ohne Bedeutung.
Die Firma Karl Peter Blickhan hat zur Zeit ungefähr 30 bis 35 Feintäschner und Feintäschnerinnen zur Herstellung von Lederwaren beschäftigt. Der Betriebsführer hat seinen Betrieb nach den modernsten Gesichtspunkten eingerichtet. Der größte Teil des Exportes geht ins Ausland. — Außerdem sind hier noch einige kleinere Firmen mit der Herstellung von Lederwaren beschäftigt.
Als größere Gewerbebetriebe sind hier noch die Brauerei Franz Erwein Braunwarth, die seit dem Jahne 1705 hier ansässig ist, sowie die beiden Sägewerke Eder zu nennen.
Die Gemeinde Eppertshausen hat zur Zeit 2410 Einwohner. Der Grundbesitz ist:
267,4 Hektar Ackerland
140,0 Hektar Wiesen
305,1 Hektar eigener Wald.
Der Grundbesitz wird meistens von kleinen Landwirten bebaut, die außer ihrer Landwirtschaft noch irgend einen Handel betreiben. — Der größere Teil der Bevölkerung ist in den nahen Industriestädten Offenbach a. M., Frankfurt a. M. sowie in Darmstadt und Rüsselsheim beschäftigt.
2410 Einwohner
Bürgermeisterei: Tel 281 Amt Dieburg
Bahnstation: Eppertshausen
Gendarmerie: Eppertshausen
Kath. Pfarramt: Eppertshausen
Spar- u. Darlehnskassenverein eGmbH. Eppertshausen
Post: Amt Dieburg
Postamt: Eppertshausen
Fränkisch-Crumbach im Odenwald
In einem Seitentälchen des Gersprenztales, dort, wo drei muntere Bächlein zusammenfließen, liegt, von Bergen umschlossen, der alte, ehemals rodensteinische Marktflecken Fränkisch-Crumbach. Reizvoll ist der Blick von den Höhen auf das im Tal liegende, von Ackerfluren umgebene Dorf mit seinem alten Kirchlein, dem hochgiebeligen Herrenhaus und den hohen Bäumen der von Gemmingschen Parkanlage.
Urkundlich wird der Ort zum ersten Male im Jahre 1222 erwähnt in einer Klagesache der "Ritter von Crumbach" gegen die Erbacher Mönche wegen Tötung. Diese Ritter sind die Erbauer der etwa eine Stunde von dem Ort entfernt liegenden Burg Rodenstein. Nach dem Aussterben der Crumbacher Ritter gegen Mitte des 13. Jahrhunderts sind dann die Rodensteiner im Besitz der Herrschaft Fränkisch-Crumbach. Die Rodensteiner starben im Jahre 1671 aus und es teilen sich in deren Erbschaft verschiedene Herrschaften, bis im Jahre 1802 der Besitz restlos an die Freiherren von Gemmingen übergeht. 1806 wird Fränkisch-Crumbach dem neugeschaffenen Großherzogtum Hessen zugeteilt. Im Juli des Jahres 1866 ist der Ort von rund 8000—10000 Mann Bundestruppen belegt, denen einige Tage später die Preußen folgen. Nicht weniger als 79 Dorfbewohner starben im ersten Weltkriege den Heldentod.
Die Kirche ist das älteste Gebäude im Ort. Der Turm und die Mauern des Schiffes sind älter als der Chor. Letzteres wurde 1485 von dem Baumeister Hans Eseler vollendet Hier ist das durch die Sage berühmte Rittergeschlecht der Rodensteiner beerdigt. Wer hätte nicht schon von dem ewig durstigen Rodensteiner gehört, den Viktor von Scheffel besungen hat, oder vom nationalen Rodensteiner, dem getreuen Eckhardt des deutschen Reiches, der bei Kriegsbeginn "aus Todesschlaf und Grabesnacht" mit seinem Geisterheer unsichtbar durch die Lüfte dem Kaiser zur Hilfe eilt? Viele Bewohner wollen den Zug auch bei Ausbruch des Weltkrieges gehört haben. Im Innern der Kirche befinden sich sehenswerte Grabdenkmäler. Es soll hier besonders auf das Steinbild des 1500 in Rom verstorbenen Junkers Hans Heinrich IV. hingewiesen werden. Wir haben hier eine der besten Grabdenkmälerplastiken der spätgotischen Zeit.
Neben der Kirche steht das große Herrenhaus mit seinem hohen Giebel, an welches sich eine schöne Parkanlage anschließt. Das Herrenhaus ist 1645 an Stelle eines 1572 erbauten, aber zerstörten Gebäudes von Junker Neidhard von Rodenstein errichtet worden. Von älteren Gebäuden sind noch zu nennen der neben dem Herrenhaus stehende Kellerbau, das 1750 erbaute Rentamtsgebäude und das Schulhaus. Letzteres wurde 1802 als Wohnhaus von dem Freiherrn von Prettlack erbaut. Auf der Südseite grenzt dieses Gebäude an eine schöne Parkanlage, in welcher sich ein See befand. Leider verschwanden nach dem Aussterben der Prettlack im Jahre 1843 Park und See. Bemerkenswert sind noch einige! Holzfachwerkhäuser, welche sich malerisch um die Straßen gruppieren.
Fränkisch-Crumbach hat schöne breite Straßen, um die es manches Odenwalddorf beneiden kann. Der Ort zählt etwa 2400 Einwohner, von denen 500 in den in der 6500 Morgen großen Gemarkung zerstreut liegenden Bauernhofreiten und Mühlen wohnen.
Georgenhausen
Kommt man von Spachbrücken die Straße nach Roßdorf entlang, so sieht man gleich hinter Spachbrücken in dem kleinen Hirschbachtal das ruhige Odenwalddörfchen Georgenhausen liegen.
Das Dorf gehörte ehemals zur unmittelbaren Reichsritterschaft Odenwald. Nach alten, aus der Römerzeit stammenden Funden war die Siedlung bereits schon 200 bis 260 Jahre nach Christi Geburt vorhanden. Die ehemaligen Schloßherren sprachen Recht und übten lange Zeit die Herrschaft in dem Orte aus. Nach alten Überlieferungen waren die Herren von Rodenstein die ersten Besitzer. Sie erbauten eine Kirche, welche in späteren Jahren nach der heutigen Größe umgebaut wurde. 1695 wurde das erste Schulhaus gebaut, welches heute noch steht und als Wohnhaus für Bedienstete zum Hofgut gehört.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort fast vollständig zerstört. So waren im Jahre 1650 nur noch 7 Untertanen einschließlich des Schultheißen und des Ortsherrn Kamptz v. Godau vorhanden. Sieben Jahre später war der Ort gänzlich unbewohnt. Um 1700 waren jedoch wieder 65 Einwohner ansässig. Die Volkszählung von 1830 verzeichnet wieder 46 Häuser mit 323 Einwohnern. Hiervon waren 268 lutherisch, 25 katholisch und 29 Juden. 25 Jahre später zählte der Ort 42 Häuser mit 259 Einwohnern, 210 lutherisch, 15 katholisch und 34 Juden. Die Feudalherren wechselten oft den Besitz. Die Einwohnerzahlen spiegeln sich, je nach der Herrschaft, in wechselnder Tendenz. Einige der ältesten Häuser stammen noch aus dieser Zeit. Erst nach 1900 entwickelte sich der Ort auf Grund seiner finanziellen Verhältnisse zu seiner heutigen Größe, mit ausgebauten Straßen, Kanalisation und Bürgersteigen. Der Ort zählt heute 582 Einwohner.
Bürgermeisterei: Tel Reinheim 22
Bahnstation: Zeilhard i. Odenw.
Post: Amt Reinheim
Posthilfsstelle: Georgenhausen, Tel 224
Evang. Pfarramt
Volksschule
Gendarmerie: Reinheim
GroB-Bieberau
Lieblich eingebettet zwischen den Höhen des vorderen Odenwaldes, umrahmt von schönen Wäldern,
liegt am Zusammenfluß der Gersprenz und Fischbach das Dorf Groß-Bieberau. Die ersten urkundlichen Nachrichten über Groß-Bieberau reichen bis in das 8. Jahrhundert zurück, Funde aus der ältesten Steinzeit sowie deutliche Spuren germanischer und römischer Niederlassungen zeigen, daß auch in der vorgeschichtlichen Zeit die Gemarkung Groß-Bieberau bereits bewohnt war. Durch den Lauf der Jahrhunderte hindurch wuchs trotz den Unbilden der Zeiten (im 30jährigen Krieg blieben noch 21 Einwohner übrig) das Dorf auf seine heutige stattliche Größe von fast 3000 Einwohnern. Knapp ein Drittel dieser Bewohner wurden durch den letzten großen Krieg hierher verschlagen. Der überwiegende Teil der Bevölkerung gehört dem Bauernstande an. Groß-Bieberauer Saatkartoffeln sind im ganzen Lande bekannt und gesucht, jedoch auch die Pferde-, Rindvieh-, Schweine- und Ziegenzucht des Dorfes soll nicht unerwähnt bleiben. Trotz dieser regen, betriebsamen Landwirtschaft hat sich Handwerk und Industrie im Laufe der letzten Jahrzehnte bedeutend entwickelt und die Mühlen, Granitwerke, Brauerei, Möbelschreinereien und Fabriken zur Bearbeitung von Holz, Bein, Hartgummi und Kunsthorn legen Zeugnis ab von der Emsigkeit und Rührigkeit der Einwohner. Ein Beweis für die geistige Strebsamkeit der Bewohner ist es, daß Groß-Bieberau bereits im 16. Jahrhundert eine Schule hatte und im Jahre 1900 eine höhere Bürgerschule (Realgymnasium) gegründet wurde, die trotz mannigfacher Schwierigkeiten bis heute ihrer Aufgabe gerecht werden konnte, der Jugend des Gersprenz- und Fischbachtales das erforderliche Wissen für das Leben zu vermitteln zum Nutzen unserer Heimat.
Die große Wohnungsnot als Folge des letzten unseligen Krieges entfachte eine rege Bautätigkeit, die Groß-Bieberau sich ständig vergrößern und verschönern läßt. Die schöne Lage des Dorfes mit seinen sauberen, gepflasterten Straßen und schönen Fachwerkbauten, die in weiter Umgebung ihresgleichen
suchen, locken manchen Wanderer an, der in netten heimeligen Gasthäusern mit guter Speise und Trank versehen, seines Weges zieht.
Groß-Umstadt
Die nördliche Eingangspforte in den Odenwald
Das uralte Städtchen (urkundlich 741) von fast 6000 Einwohnern liegt leicht erreichbar von den Städten Frankfurt, Hanau, Darmstadt und Aschaffenburg, an der Eilzugstrecke Hanau—Eberbach—Stuttgart. Seine günstige Lage, im Westen die weite Tiefebene und im Osten und Norden durch die Ausläufer des Odenwaldes vor rauhen Winden geschützt, bedingt ein gesundes, mildes Klima. Die reizvolle Umgebung, Wald, Wiesen, Wasser und altbewährte Gasthäuser und Pensionen lassen Umstadt immer mehr zu einem angenehmen, ruhigen Ferienaufenthalt werden. Besonders die fruchtbaren, obstreichen Berghänge mit schöner Aussicht auf Odenwald und Taunus laden zur Bebauung mit freundlichen Landhäusern ein, für die der weiße Porphyr im nahen städtischen Steinbruch im Steinerwald ein gutes Material liefert. Herrliche Spaziergänge führen durch das idyllische Raibacher Tal zum nahen Knoß und Mittelwald mit seinen schattigen Laub- und Nadelwäldern. Schöne Waldwege mit bequemer Steigung von 160 bis 360 Meter Höhe führen auch weiter über den Hainrich zum Rödelshäuschen, der Jägerbuche, Sausteige, Eidmannshütte über Heubach zurück. Die Nähe der sehenswerten Burgen Otzberg, Breuberg, Lichtenberg und Rodenstein, von Mümling-, Gersprenz- und Maintal empfehlen Umstadt als Standquartier für Odenwaldwanderungen.
Die geschützte Lage sowie der dazu geeignete Boden, wohl auch die günstigen klimatischen Verhältnisse haben den Weinbau, der in Umstadt schon Jahrhunderte alt ist, außerordentlich begünstigt. Die "Odenwälder Weininsel" wird das Umstadter Weinbaugebiet genannt, denn zwischen Rhein und Main liegt es als Rest eines einstigen blühenden Weinbaues im Odenwald, welcher bis tief in das Mümlingtal reichte.
Der alljährlich stattfindende Pferde-, Fohlen- und Zuchtviehmarkt, verbunden mit einer Gewerbe- und Leistungsschau, ist einer der bedeutendsten Märkte dieser Art weit und breit und gibt Zeugnis von dem hohen Leistungsstand der Viehzucht und des Handwerks. Zusammen mit dem um dieselbe Zeit gefeierten Winzerfest mit Weinproben sind die Veranstaltungen ein Anziehungspunkt für Tausende von Besuchern.
Zeugen einer alten Zeit sind die Reste der Stadtmauer, die altehrwürdige Stadtkirche von 1490, der Marktbrunnen und das schöne Rathaus im Renaissancestil, von dem der hessische Chronist Winkelmann im Jahre 1697 schrieb: "Die Stadt hat den Ruhm, daß sie das schönste und herrlichste Rathaus dort herum habe"; ferner sieben alte Schlösser, davon zwei die ehemaligen Sitze der Herrschaften Fulda und Kurpfalz, Hanau und Hessen, die anderen Adels- und Burgmannenhäuser, das Wamboltsche, Rodensteiner, Curti- und Ganßsche Schloß und das Harxthausensche Haus. Sehenswert sind auch die Fachwerkhäuser in. der Hintergasse. Notzeiten, Belagerungen, große Brände und dergl. haben leider vieles Alte vernichtet und die letzten Türme der Stadtbefestigung zerstört. Trotzdem können die noch vorhandenen Zeugen einer großen geschichtlichen Vergangenheit immer wieder Altertums- und Heimatfreunde begeistern. Besonders zu erwähnen ist noch das neuzeitliche Schwimm- und Luftbad, das in seiner Gesamtanlage 10000 qm umfaßt. Es ist in seiner herrlichen Lage mit dem Blick auf den Otzberg der einheimischen Bevölkerung und den Gästen Groß-Umstadts eine vorzügliche Erholungsstätte.
Während vor dem Kriege die Zusammensetzung der Bevölkerung stark zugunsten des landwirtschaftlichen Elementes neigte, ist nach 1945 ein merklicher Wandel eingetreten. Neue Industriezweige entstanden, die vielen Arbeitern den früheren Weg nach Darmstadt, Offenbach und Frankfurt ersparen.
Groß-Zimmern
Der Name "Cymmern" wird zum erstenmal ums Jahr 1250 genannt. Gehörte zur Cent Umstadt. Die heutige evangelische Kirche wurde ums Jahr 1470 errichtet, das alte Rathaus etwa ums Jahr 1500. Die Gemeinde wurde während und nach dem Dreißigjährigen Kriege stark von der Pest heimgesucht. 1803 fällt die Gemeinde Hessen-Darmstadt zu. In den Jahren 1840—1846 war große Abwanderung nach Nord-Amerika (zirka 700—800 Personen). Groß-Zimmem ist schon im vorigen Jahrhundert durch seine Zündholzherstellung und seinen Geflügelhandel bekannt. Am Weltkriege 1914—1918 nahmen etwa 500 Wehrpflichtige teil, von welchen 120 nicht mehr in die Heimat zurückkehrten. Heute sind etwa 30 Prozent der Einwohnerschaft als Bauarbeiter in den nahen Städten Frankfurt, Darmstadt sowie auch in den Opelwerken (Rüsselsheim) tätig. 1926 wurde in der Gemeinde ein Schwimmbad errichtet. 1937 wurde den. Gefallenen des Weltkrieges auf dem alten Friedhof ein Ehrenmal errichtet. Bahnverbindungen sind: 1. Groß-Zimmern über Roßdorf—Darmstadt, 2, Reinheim—Groß-Zimmern—Dieburg—Ober-Roden—Offenbach. Die Industriebetriebe sind: Strickwarenfabriken, Bürstenfabriken, Pappenfabrik, Seifenfabrik, Sägewerk und Ziegelei.
Gundernhausen
1756 Einwohner
Bürgermeister: Willy Opitz, Tel Dieburg 322
Beigeordneter: August Volk
Post: Amt Dieburg
Postagentur: Gundernhausen
Bahnstation: Gundernhausen
Volksschule: Leiter: Lehrer Wagner
Ortsbrandmeister: Heinrich Horneff
Kreissparkasse für Landkreis Dieburg, Zahlstelle Gundernhausen
Habitzheim
Habitzheim, am Fuße des Odenwaldes gelegen, mit 1340 Einwohnern, welche größtenteils Landwirtschaft treiben, hat eine wechselvolle Geschichte. Der Name des Dorfes begegnet uns bald als Habuchisheim oder Habersheün oder 1347 als Habetsheim und 1384 als Habitzheim.
Ursprünglich gehörte es zur fuldischen Cent Groß-Umstadt und wurde wohl als Vorwerk für die Feste Otzberg von der Abtei Fulda angelegt. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts erhält Ulrich von Bickenbach die Burg und Dorf "Habitzheim" als Lehen. Nach seinem Tode zieht Abt Heinrich im Jahre 1340 das Lehen wieder ein, um es zwei Jahre später, am 17. September 1342, "dessen Ww., einer geborenen von Limburg an der Lahn" und ihren beiden Töchtern Agnes und Anna erneut als Lehen zu überlassen. In der Bayerischen Fehde riß der Landgraf von Hessen das Amt Habitzheim an sich. Schenk Valentin erhielt davon wieder die Hälfte als hessisches Lehen.
Da die Grafschaft Löwenstein bereits die Hälfte von Habitzheim besaß, kaufte Graf Friedrich von Löwenstein den andern Teil, den Schenk Valentin besaß, für 9000 fl. Durch weitere Käufe 1717, 1828, 1848 und 1852 bis 1898 wurde der Besitz abgerundet.
Die Gemeinde besitzt ein Ortswappen. Auf einem Triberg steht aufrecht ein roter Löwe in silbernem Feld; während auf der rechten Pranke ein Habicht sitzt, die Fittiche zum Fluge bereit, hält er in der Linken ein Schild mit den bayrischen Farben. Es wird auch behauptet, daß der Name Habitzheim daher zu leiten sei von Habichtsheim.
In der Gemeinde ist ein Gut, das dem Fürsten Löwenstein gehört und schon seit dem Jahre 1848 von der Familie Heil bewirtschaftet wird. Rund um das Gut war ein Graben, der in neuerer Zeit von dem Pächter zugefüllt wurde (Burggraben), auch ist eine Straße (Burggasse) noch vorhanden.
Harpertshausen
Harpertshausen, ein ausgesprochenes Bauerndorf von 455 Seelen (1949), kann auf eine jahrhundertealte Geschichte voll Not und Elend, aber auch voll zähen Fleißes zurückblicken. Obwohl das Dorf abseits der großen Verkehrsstraße Dieburg—Aschaffenburg liegt, ist es doch in Kriegszeiten besonders grausam heimgesucht worden. Aus der Zeit des 30jährigen Krieges ist zu berichten, daß schon 1621 aus Harpertshausen alles Mastvieh und 70 Pferde von bayrischen Truppen gestohlen wurden. Nach 1648 war Harpertshausen fast ohne Einwohner, 1651 lesen wir: "Durch das verderbliche Kriegswesen und das große Sterben ist die Gemeinde fast ausgestorben und nun zu gering, das Ortsgericht aus sechs Männern bestehend, zu bestellen." Harpertshausen hat das seltene Glück, im Gemeindearchiv Akten von ca. 1530 an zu besitzen, aus denen man die Namen der damaligen Einwohner ersehen kann; nur etwa fünf Familien haben den Religionskrieg überdauert. Aus dem Dorf sind im 18. Jahrhundert eine Person nach Südrußland, im 19. Jahrhundert 58 Personen nach Nord-Amerika ausgewandert; Ursache der Auswanderung nach Amerika waren jahrelange Mißernten. — Harpertshausen gehörte wie Altheim, das heutige Mutterdorf der ev. Pfarrei Altheim, den Herren von Gayling, die auch dort ein Hofgut innehatten. Auf der dortigen Mühle saßen durch drei Jahrhunderte die Brenner, die heute dort ausgestorben sind und ursprünglich aus Spachbrücken kamen. Die Gemeinde besitzt einen eigenen Wald, die Au genannt, der in nächster Nähe des Dorfes liegt. Die Schule ist einklassig, das stattliche Schulhaus wurde 1910 erbaut. 1867 errichtete die Gemeinde Kirche und Rathaus in einem Gebäude. So bietet heute Harpertshausen, ursprünglich Harprechtishusen genannt, das Bild einer geschlossenen Dorfgemeinschaft. Dank der ausgiebigen wirtschaftlichen Ausnutzung des Bodens (Spargelbau) kann den Landwirten seit Jahren eine neue Verdienstquelle erschlossen werden.
Harreshausen
Harreshausen, die letzte hessische, dem Kreis Dieburg zugehörige Gemeinde vor der bayrischen Grenze, liegt an der Gersprenz 2 km östlich von Babenhausen und ist mit dieser Gemeinde durch eine Allee verbunden. Die ursprünglich aus 4 Reihen Ulmen bestehende Allee wurde vor mehr als 200 Jahren durch Hanauer Grafen angelegt. Dieselben errichteten im Jahre 1722/23 in Harreshausen ein Jagdzeughaus sowie ein Schlößchen. Ersteres wurde schon im Jahre 1779 abgebrochen und nach Hanau übertragen, letzteres dient heute hier noch als Försterwohnung. Das ca. 1,5 ha große Grundstück ist von einer starken rauhen Mauer umschlossen, welche von 2 breiten, schmiedeeisernen Toren unterbrochen wird.
Harreshausen, urkundlich 1523 das erste Mal erwähnt, eine ausgesprochen bäuerliche Gemeinde von ehemals 350 Einwohnern, hatte durch den Neubürgerzuzug schon 650 Einwohner, z. Z. zählt es rund 630 Seelen. Industrie ist keine am Orte, lediglich eine Kiesbaggerei mit Kieswäscherei liegt in der Gemarkung. Es hat eine zweiklassige Volksschule, einen Kindergarten, eine evangelische Kirche, welche 1784, ein Rathaus mit Spritzenhaus, welches 1785 erbaut wurde. Außerdem 3 Mühlen älteren Ursprungs (es sollen dies die ersten Siedlungen überhaupt gewesen sein), von denen 2 im Betrieb sind. Früher 3, jetzt 2 Gastwirtschaften, 2 Lebensmittelgeschäfte, 1 Schmied, 1 Wagner und 1 Schuhmacher sorgen für die Bedürfnisse der Einwohner. Die 1870 angepflanzte mächtige Dorflinde überschattet die mechanische Autoreparaturwerkstätte Gullery, an welche sich der Friedhof anschließt.
Zwei Eisenbahnlinien durchschneiden die Gemarkung, und zwar die eine in nord-östlicher Richtung von Frankfurt über Hanau nach Eberbach—Stuttgart, die andere in ost-westlicher Richtung von Aschaffenburg über Babenhausen, Darmstadt nach Wiesbaden. Bahnstation ist das 2 km westlich liegende Babenhausen. Die anspruchslose fleißige bäuerliche Bevölkerung baut auf dem durchweg leichten Sandboden vorwiegend Roggen und Kartoffeln, auch vereinzelt Spargel an. Eine alte Pyramideneiche, welche schon stark durch Blitzschlag gelitten hat, nachweislich die älteste Deutschlands, das Wahrzeichen unseres Ortes, unmittelbar am Wege nach Zellhausen, wird von den jährlich vorbeiziehenden Wallfahrern als heiliger Baum verehrt. Nach dieser Eiche, die in vergangenen Jahren eine wunderbare Form aufwies, war eine jahrzehntelang bestehende und jetzt kriegsbedingt geschlossene Gastwirtschaft benannt. Sie führte den Namen "Gasthaus zur schönen Eiche". Im Hofe daselbst wächst eine vor ungefähr 25 Jahren gepflanzte junge Pyramideneiche zu einem prachtvollen Baum heran.
Bürgermeister: Wilhelm Hartmann 2
Ortslandwirt: Heinrich Funk
Schulleiter: Cornelius Müller
Pfarrverwalter: Pfarrer Walter
Stork, Marie, Nordhäuser Straße 42
Gemeinderechner: Jakob Horn
Feuerwehrkommandant: Wilhelm Funk
Rechner der Bezugs- und Absatzgenossenschaft: Peter Selzer
Nächste Post- und Bahnstation: Babenhausen
Korrekturhinweise
Alois Krüger → Alois Krieger (siehe OTRS-Ticket 2013100710000265 (lesbar nur für OTRS-Betreuer))